Heft 
(1896) 4
Seite
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Kleine Mitteilungen.

nicht. Die preussische Kaffeeordnung vom 21. Jannar 1781, die berüchtigten Kaffeeriecher, die sonstigen Massregeln des Alten Fritz nach der bezeiehnetcn Richtung hin sind zu bekannt, um hier besonders aufgetührt zu werden. In anderen Staaten suchte man den Katl'eetrinkern durch Reehtsknitl'e beizu­kommen. Im Stifte Osnabrück war es Verordnung, dass Bezahlung für geborgten Kaffee gegen einen steuerbaren Unterthanen nicht gerichtlich ein­geklagt und im Konkurs nicht geltend gemacht werden konnte. Auch der V'erfasser derPatriotischen Phantasien*) hat sich den Kopf über dieMokka- Frage zerbrochen und einen Aufsatz verfasst: .Ein sicheres Mittel, das gar zu hliutige Kaffeetrinken abzuschaffen. Die Erfahrung hat bewiesen, sagt Möser, dass alle bisherigen Verordnungen und Anstalten einzelner Reichs­stände gegen das Kaffeetrinken wenig oder nichts gefruchtet haben, und man kann ohne eben ein grosser Prophet zu sein, wohl vorher sagen, dass die­selben künftig ein gleiches Schicksal haben werden. Wenn aber sämtliche Reichsstände sich dahin vereinigten, dass künftig der Handel einzig allein in den Händen der Obrigkeit sei, und diese bei Strafe von Hundert Mark lötigem Goldes keinem andern diesen Handel in ihrem Lande gestatten, und selbst das Pfund nicht unter einem Gulden verkaufen lassen sollte: so würde dieses nicht allein ein grosser Vorteil für die städtischen Kämmereien oder Steuerkassen, sondern auch ein sicheres Mittel sein, den gar zu häufigen Ge­brauch des Kaffeetrinkens einzuschränken.

Bei diesen Anstalten brauchte man, so schliesst der patriotische Phantast, den gehässigen Unterschied zwischen Vornehmen und Geringeren, Reichen und Armen gar nicht zu machen; sondern ein Jeder, der seinen Gulden für das Pfund bezahlt**) hätte, hätte vor wie nach die Freiheit, denselben nach eigenem Belieben zu trinken; und die Magistrate sorgten dafür, dass allezeit guter Kaffee verkaufet würde. Vielleicht folgten andre benachbarte Reiche, welche keine Kaffeeplantagen haben, diesem Exempel, und legten durch ihre gemeinschaftlichen Bemühungen den Grund zu Europas Glückseligkeit.

Also vor über hundert Jahren das Kaffeemonopol, als Vorläufer des Tabackmonopols, als Grundlage von Europas Glückseligkeit gedacht.

*) Justus Möser, geh. 14. Dezember 1720 zu Osnabrück, ebendaselbst als Geheimer Justizrat am 8. Jannar 1794 verstorben, der grösste deutsche Publizist seiner Zeit, als Finanzmann ein würdiger Vorläufer des Preussischen Finanzministers Dr. Miquel, der als Oberbürgermeister vön Osnabrück das Kämmerei- und Etats­wesen dieser Stadt jahrelang geleitet hat.

**) Der von Möser gemeinte Gulden Rheinisch gleich Einer Mark 70 Pf. wäre ein sehr hoher Verkaufspreis gewesen, denn obwohl der Kaffee bei uns in den letzten Jahren stets teurer geworden ist, kann man für 1 Mark 50 If das Pfund recht guten Kaffees kaufen Dabei ist noch nicht berücksichtigt, dass der Wert des Geldes im vorigen Jahrhundert erheblich höher war.

Für die Redaktion: Dr. Eduard Zache, Demminerstrasse 64. Die Einsender haben den sachlichen Inhalt ihrer Mitteilungen zu vertreten.

Druck von I. Stankiewicz Buchdruckerei, Berlin, Bernburgerstrasse 14.