Heft 
(1896) 4
Seite
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Kleine Mitteilungen.

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eingeäscherten Häusern blieb eins, darin jetzt ein Stellmacher, damahls aber der eintzige hier befindliche Jude wohnete, unbeschädiget. Man sagt, dass oben auf dem Dache desselben im währenden Feuer eine Katze gesehen worden, so continue von einem Giebel zum andern gelauffen. Ob es eine natürliche Katze, oder des Juden und seiner jüdischen Familie Schutz-Götze gewesen, darüber mögen andere speculiren. (Bd. II. S. 36.)

Dieses Feuer [anno 1590 am 14. Oktober] hatte vielleicht der Satan angeblasen und der Stadt eine grosse Feuersbrunst anrichten wollen, weil man in der Nacht vorher zwischen 11 und 12 Uhr, ein schwartzfeuriges Pferd mit brennenden Augen in allen Gassen hatte auf und nieder lauffen sehen, mit erschrecklichem Geräusche, so dergestalt gesprungen, dass die Häuser gebebet und Feuer aus den Steinen gesprungen. Des Morgens, hat man das Bernekowsche Thor, so der Stadt am nechsten, offen, und das Pferd zwischen beiden Thoren gefunden. Sobald aber der Thor-Wärther dazu gekommen ists in die Höhe gesprungen und verschwunden. (Bd. II. S. 34.) Fr.

Vorgeschichtliche Gräber bei Jederitz. Herr Förster Balke teilte mir wiederholentlich mit:Mein Vater war königlicher Förster vom Schutz­

bezirk Jederitz bei Ilavelberg. Daran liegt das Dorf Jederitz mit der Försterei. Bei Deichbrüchen ist das Gelände den Ueberschwemmungen von der Elbe ausgesetzt. Mein Vater hat in 25 Jahren (so im Jahre 1845 und 1852) viermal das Wasser in der Stube gehabt. Im Schutzbezirk sind verschiedene Hügel, kleine Berge. Vor etwa 45 Jahren, beim Kultivieren, wenn Pflanzen­löcher, hauptsächlich für Eichen, gemacht wurden, stiess man auf Steine und Urnen. Tief standen diese nicht, höchstens 2 Fuss tief. Da es keine Steine dort in der Gegend giebt, wunderten sich die Leute, wo sie herkamen. Die Steine lagen im Kreise, etwa wie ein Pflaster, 3 bis 4 Fuss breit. Darauf fanden sich Kohlen, und Knochensplitter dazwischen. Man sah, es war eine Feuerstelle gewesen. Die Urnen standen im Sande hier und da um die Steine herum. In den Urnen lagen Knochen und Asche und Spinnwirtel. Es waren gewölbte Scheiben mit einem Loch in der Mitte, wie die Spinn­wirtel sind. Jedenfalls ist das immer eine Frau oder ein Mädchen gewesen. Damit sie etwas zu thun hatte, haben sie das mitgegeben. Der Lehrer Scheffer (bereits verstorben) aus Dorf Jederitz sammelte derlei. Er sagte: In den Urnen würden die Thränen gesammelt und sprach von Thränen- krügen. Einmal traf ein früherer Förster dort eine Gesellschaft von städtischen Buddlern, die einen Gränzhügel umbuddelten, weil sie ihn für ein Hünengrab hielten. Es ist üblich, in der Mitte des Gränzhügels, in einer Vertiefung, Holzkohle, Schlacken, Eierschalen, Glas- und Porzellanscherben und derlei unverwesliche Dinge hineinzuthun, damit für spätere Zeit die Gränzlinie deutlich sichtbar bleibt.

Da der Lehrer Scheffer mit den Predigern in Havelberg von den Funden gesprochen, vermutete Herr Balke, dass vielleicht anderweitig irgendwie Nachrichten über dieselben vorhanden sind. W. v. Schulenburg.