Heft 
(1896) 4
Seite
239
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Fragekasten.

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Soweit Herr Al. T. Die zunächst zu lösenden Aufgaben stellen sich dahin: wie und woher kamen die sagenhaften Berichte in die erste gedruckte Litteratur, in die zahlreichen Schwankbücher und auch in die wissenschaft­lichen Arbeiten über Mythologie u. dgl., wie kamen derlei Sagen noch früher in die bezüglichen handschriftlichen, poetischen und prosaischen Arbeiten des Mittelalters? Zur Aufklärung nach dieser Richtung hin dient u; a. die topo­graphische Lokalisierung, welche Wilhelm Schwartz sowohl mit einzelnen Figuren und Vorstellungen des heimischen Sagenkreises, als auch mit einzelnen Volksausdrücken, volkstümlichen Bezeichnungen von Tieren, Pflanzen u. dgl. mit Glück versucht hat. Hier müsste weitergebaut werden. E. Fr.

Fragekasten.

Polka-Kirche. Auf die Anfrage S. 151 ist zu erwidern, dass un­gefähr um die Jahre 1840 Hg. von Böhmen her die Polka als neuer Tanz im westlichen Europa Eingang fand, und sich mit einer, ihrem lebhaften Tempo entsprechenden Schnelligkeit auch über Preussen und Berlin ver­breitete. Nun wurde bis etwa 1850 hinPolka ein Lieblingsschlagwort, das man überall und in den unsinnigsten Beziehungen gebrauchte. Dass es Polka-Kneipen gab, ist selbstverständlich, aber man hatte auch einen Polka-Tod, das war der Selbstmord durch Hinlegen auf die Eisenbahn­schienen. Die Eisenbahnen waren damals immer noch so neu, dass auch sie mit der Polka in Verbindung gebracht werden mussten. Das leicht und anmutig, fast zu luftig nach der Meinung der Berliner, im Tiergarten erbaute neue Gotteshaus (Matthäi-Kirche) entging der hauptstädtischen Spottlust nicht und so nannte man es nicht blossdem lieben Gott sein Sommerhaus, sondern der Modetollheit fröhnend, auch diePolka-Kirche. Jetzt ist dieser Scherz­name vergessen. E. Fr.

Frau A. W. Wo waren die letzten Strohdächer in Berlin? Wer im Garten von Bellevue, vom Spreeweg kommend, links den mit immergrünen Gehölzen bepflanzten, von der Kaiserin Augusta in ihren letzten Jahren im Rollstuhl befahrenen Weg einschlägt, an dem ein Granitblock in vergoldeter Inschrift die WorteKaiserin Augusta-Weg aufweist, bemerkt links ein merkwürdiges Gebäude im Phantasiestil, wie er um die Wende des 18. zum 19. Jahrhundert dieveredelte Bäuerlichkeit ausdrücken sollte. Lies einstöckige Haus trägt in vergoldeten Buchstaben Metairie de Louise und sollte, wie ähnliche ländliche Bauwerke in Paretz, dem Kronprinzen - Paar, insbesondere der späteren Königin Luise ein arkadisches Idyll ge­währen. Dies Haus war bis ungefähr 1892 mit Stroh gedeckt. Als das Dach erneuert werden musste, wurde es der Feuersicherheit wegen und der Bau­ordnung für Berlin entsprechend massiv, und zwar mit grauem Schiefer ein­gedeckt.

Noch Ende der achtziger Jahre befand sich auf dem Beusselschen Grundstück, Alt Moabit N o . 6 6, ein mit Giebelzeichen verzierter, in Stroh