10. (8. miMHcrord.) Versammlung des 10. Vereinsjahres. 248
innere Aushau halten bis zum 21. Oktober d. J., dem Tage der Einweihung fertig gestellt werden können.
Die Grundform der Kirche bildet ein lateinisches Kreuz mit kurzen Annen: der gegen Süden liegende Chorraum ist nicht polygonal, sondern gerade geschlossen. Dem Altar gegenüber liegt die sehr geräumige Orgelempore. Die beschränkte Längenabmessung des Bauplatzes liess es nicht zu, den Turm vor die Vorderfront zu setzen; derselbe wurde seitlich in den durch Querschiff und Langschiff' sich bildenden Winkel verlegt. Der Kanzel entsprechend, an der anderen Seite des Altars, befindet sich die für fünf Plätze berechnete Hofloge. Der Raum unter der der Kanzel zunächst liegenden Querschiffempore ist um drei Stufen erhöht, und gegen das Kirchenschiff durch eine Sandsteinbrüstung abgeschlossen: in ihm hat der Taufstein seine Aufstellung gefunden. Die Nebenräume bestehen aus Sakristei und zwei Konfirmandensälen.
Die Architektur zeigt in freierer, durchaus dem modernen evangelischen Bedürfnis angepasster Auffassung frühgotische Formen. Das Aeussere ist in Tuffstein bezw. Sandstein hergestellt; die schlichten Flächen sind mit roten Ziegeln verblendet. Sämtliche Architekturformen des Innern sind, mit Ausnahme der Emporensäulen, in dunkelroten Verblendziegeln gemauert; zu Kapitalen, Konsolen, Friesen und so weiter sind reich ornamentierte Terrakotten verwandt.
Einen hervorragenden Schmuck hat der Innenraum durch den mit Mosaik bekleideten, sich gegen das Kirchenschiff öffnenden Triumphbogen erhalten. Die farbigen Glasfenster sind fast durchweg in England gefertigt. Als sehr fein hinsichtlich der künstlerischen Auffassung ist der figürliche Schmuck des Altars zu bezeichnen. Grosser Wert ist auf eine schöne Tischlerarbeit an der Bestuhlung und namentlich an den Thüren, von denen fast jede eine andere Art der Behandlung zeigt, gelegt worden. Auf gleicher Höhe der Ausbildung stehen die Kunstschmiedearbeiten, die grosse Krone des Hauptgewölbes ist als ein Meisterstück ihrer Art hervorzuheben. Die Bemalung und Dekoration ist im Anschluss an die Fenster und an das Mosaikbild des Triumphbogens zwar mannigfaltig und farbig gehalten, ohne dabei aber irgendwie prunkend zu sein.
Es ist überhaupt das Bestreben des Baukünstlers gewesen, bei allem Reichtum der Einzelbildung dem Ganzen doch eine edle Schlichtheit und vornehme Einfachheit zu erhalten, um dem Innenraum damit das eigenartige Gepräge eines evangelischen Gotteshauses zu geben.
Die Kosten des Kirchenbaues werden sich ausschliesslich der Baustelle auf rund 520 000 M. stellen, wovon etwa 170 000 M. auf den inneren Ausbau entfallen.
Der Kaiser schenkte zu dem herrlichen Geläut von vier Glocken das Kanonenmetall. Das prächtige Chorfenster, Christus, Petrus und Paulus darstellend, stifteten der Kaiser und die Kaiserin gemeinschaft-
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