Heft 
(1896) 4
Seite
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Bftcherschau.

Kr jauchzt, dass er sich endlich hier Xach langem Hingen fand:

Nun segne, Gott, mein Schäften mir Fiir Volk und Vaterland*

Das rufen wir dem Dichter freudig mit dem Wunsche nach, das» die Herren Landgeistliehen dem Beispiele ihres von Kranz Gensichen gefeierten Amtsbruders nacheifern möchten. Wie geriug, gegen früher, ist die Zahl unserer evangelischen Geistlichen, die sich mit der Kunde ihrer Heimat beschäftigen 1 K. Friedei.

P. Graebener: Studien Uber die norddeutsche Haide. Versuch einer Formationsgliederung. Leipzig 1895. Es geschieht neuerdings nicht allzuoft, dass von den akademischen Gesetzen geforderte Dissertationen, jetzt im Gegensatz zu früher in deutscher Sprache zulässig, auch der Wissen­schart etwas darbieten, welches sich Uber das gewöhnliche Maass erhebt. Gegenwärtige kleine Schrift macht hiervon eine beachtenswerte Ausnahme. Die Darstellung der Haide, d. h. der waldlosen Striche unseres Vaterlandes, die Mangel au Bodenfeuchtigkeit auch nicht zum Wiesewachs gelangen lässt, geschieht hier in kurzen, kräftigen Zügen in einer Weise, welche an An schaulichkeit kaum etwas zu wünschen übrig lässt. Der Leser erkennt leicht, dass dieselbe sich auf vielfache Anschauung lebendiger Natur, an den ver­schiedensten Orten Norddeutschlands gewonnen, gründe. Es darf daher wohl, im Interesse der Landeskunde, die Aufmerksamkeit des lesenden Pu­blikums auf diese Dissertation hingelenkt werden, wenn auch eine derartige Bodenformation in unserer glücklicherweise wähl- und wiesenreich gebliebenen Mark, zumal unter dem Einflüsse gesteigerter Kultur, nur geringfügige Flächen fllr sich beansprucht.

Abgesehen von den formell sehr glücklich aufgefassten schematischen Gliederungen des Haidehegriffs und von den Theorieeti über deren Ent­stehung, wie denn ein bischen Entwickelungsgeschichte jetzt nirgends fehlen darf, freuen wir uns über die reichliche Aufzählung der Haideflora, sei es aus der Zahl der Phanerogamen, sei es aus derjenigen der kaum minder schwer wiegenden Kryptogamen. Manche feine Beobachtung ist hierbei vom Autor eingestreut worden und kann dem Naturfreund Anlass zu weiterem Nachdenken geben.

Je mehr im Grossen und Ganzen jene Haide, lange Zeit Signatur ganzer Provinzen, vor dem Fleins des Menschen zurückweichend, schwindet, ist es verdienstlich sich mit dem, was noch von ihr übrig, ernsthaft zu be­schäftigen. Seine Befähigung hierzu hat der Verfasser ausgiebig erwiesen.

C. Bolle.

Fflr die Redaktion; Dr. Eduard Zache, Demminerstrasse 64. Die Einsender haben den sachlichen Inhalt ihrer Mitteilungen zu vertreten.

Druck von P. Stankiewicz Buchdruckerei. Berlin Bemburgerstrasse 14