15. (5. öffentl.) Versammlung des IV. Vereinsjahres.
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barbata Linne), die echte Perlmuschel (Avicula margaritifera Pinne), die Feilenmuschel (Lima) und unsere Schafklauen- Muschel aus einer Furche in ihrem Fuss, in welche viele Drüsensäcke münden, durch letztere einen klebrigen, im Wasser fadenziehenden und erhärtenden Stoff ab. Indem der Fuss nun, wie Ed. v. Martens a. a. O. S. 168 beschreibt, mit seiner Spitze einen fremden Gegenstand berührt und sich dann wieder zurückzieht, bleibt ein wenig Klebstoff dort haften und zieht sich zu einem Faden aus, der mit dem anderen Ende am Fuss befestigt bleibt, also dem Wesen nach dasselbe wie das Fadenspinnen der Spinnen. Durch Wiederholung desselben Vorganges vermag sich die Muschel mittels zahlreicher solcher Fäden, Byssus genannt, an fremden Gegenständen zu befestigen, gleichsam vor Anker zu legen. Man kann diejenigen Muscheln, welche dies thun, an den Schalen daran erkennen, dass die Schalenränder irgendwo im untern vorderen Teil nicht dicht aneinander schliessen, sondern eine kleine Lücke zwischen sich lassen, durch welche auch bei geschlossener Schale die Befestigungsfäden hin durch treten. Dieses Fadenspinnen kann aber auch zur Fortbewegung dienen, indem die Muschel die Fäden willkürlich an ihrem Ursprung wieder verflüssigen und ablöseu kann; wenn sie nun stets die am meisten rückwärtsbefestigten ablöst und nach vorn neue spinnt, vermag sie dadurch allmählig vorwärts zu rücken und namentlich ihrer Schwere entgegen an senkrechten Gegenständen aufwärts, indem sie dabei in jedem Augenblick durch eine Anzahl Fäden befestigt bleibt. Einige Arten der verwandten Gattungen Modiola und Lima benutzen auch diese Fähigkeit, um sich eine lockere Hülle aus Seegrasblättern oder kleinen Steinchen und Schalenbruchstücken zu machen, die sie mittels ihrer Fäden zusammen spinnen. Die Stelle der Spinndrüse nahe dem oberen Ende des Fusses, an dessen Unter- oder Hinterseite entspricht dem Rücken des nach hinten gestreckten Fusses der Schnecken und so lässt sich die Absonderung des Byssus mit der Bildung des bekannten hornigen Deckels bei vielen Schnecken (meistens Meeresschnecken, aber auch bei Süsswasserschnecken und selbst einigen Landschnecken [z. B. Gyclostoma]) vergleichen, um so mehr als bei einigen Muscheln (z. B. der Archen-Muschel, Area) die Masse sich nicht in Fäden teilt, sondern einen dicken Pflock bildet.
Ich habe die uns in Sachen unserer Städtischen Wasserwerke in erster Linie angehenden Schafklauen-Muscheln seit dem Jahr 1850 unaus-
deren glänzende Innenseiten mit Ölmalereien bedeckt werden, vielfach verkäuflich gesehen. Im Kgl. Museum für Naturkunde zu Berlin befindet sich ein Paar Handschuhe aus dem Byssus der Steckmuschel des ionischen Meeres gewebt, welche der Bischof von Tarent dem König Friedrich Wilhelm IV., wie dieser als Kronprinz Italien bereiste, geschenkt hat. Sie fühlen sich gleich Seide an, sind gelbbraun glänzend und werden von Insekten nicht angefressen.