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15. (5. öffentl.) Versammlung des IV. Vereinsjahres.
falls einen Meter messend, welcher lediglich aus kleinen Schafklauen- Schalen bestand. Dieselben waren meist lebendig und nur winzig gross, obwohl anscheinend ziemlich alt, nämlich durchschnittlich nur 10 bis 12 mm lang, nicht mit der üblichen grauen Grundfarbe und den dunkeln Zickzackbändern darauf, welche die im freien Wasser wachsenden jungen bis mittelgrossen Schafklauen auszeichnen, sondern einfarbig dunkel, fast wie Miesmuscheln, gefärbt, wie dies durch den Ausschluss des Lichts in den Röhren der Wasserleitung veranlasst wird.*)
Dieser Muschelberg war aus den Saugerohren der Müggelwasserleitung herausgeschabt. An und für sich schaden die Schafklauenmuscheln in den Rohren nichts, wenn man etwa davon absieht, dass sie das Profil (die Seele, das Kaliber) derselben ein wenig verengen, folgeweise den Wasserzufluss etwas verringern, im Gegenteil, da die Schafklauen nur in reinem Wasser leben, so sind sie sogar ein Beweis für die Güte des Rohwassers, welches zur Filtration gelangt.
Wie aber, dachte ich mir, wenn diese ungeheure Menge lebender Tiere einmal plötzlich abstirbt, was unter Umständen schnell vor sich gehen kann? Alle tierischen Organismen, die zwischen den alsdann faulenden Muscheln haften, geraten ebenfalls in Zersetzung und dies kann unter Umständen eine bedenkliche Verunreinigung des Wassers zur Folge haben, wenn auch die Verjauchung bei der grossen Menge des fliessenden Leitungswassers im Verhältnis zu jenen Zersetzungsprodukten derartig verdünnt wird, dass sie der Gesundheit der betreffenden Trinkenden kaum gefährlich werden kann.
Ein solches Massensterben der Schafklauen-Muschel ist aber bisher weder in den älteren Tegeler Werken noch in den jüngeren Miiggel- werken beobachtet worden. Der Grund ist mir auch hier garnicht zweifelhaft. Die Schafklauen vertragen, wie alle Muscheln, obwohl sie Wassertiere sind, lange Zeit eine Trockenheit, vorausgesetzt, dass sie nicht gleichzeitig der Sonne ausgesetzt sind oder in dumpfen, schlecht ventilierten Räumen lagern. Man sieht dies an den Austern und Miesmuscheln, welche namentlich wenn sie derart zusammen gepresst werden, dass sie die Schalen nicht öffnen können, sich wochenlang lebendig erhalten lassen.
In Bezug auf die Lebensfähigkeit der Schafklauen-Muscheln habe icli seit vielen Jahren die mannigfaltigsten Beobachtungen gesammelt. In stehenden kleinen Gewässern kommen sie nicht fort, wohl aber in Landseeen ohne Strömung, weil deren Wasser durch den Wind namentlich
*) In den tiefsten und dunkelsten Stellen des morastigen Löcknitzfliesses zwischen Erkner und Fangschleuse, Kreis Nieder-Barnim, zeigten sich die jungen Dreissenen, wie wir hei einer von der Biologischen Station am 11. August 1895 veranstalteten Fischereipartie sahen, ebenfalls dunkel gefärbt, Ursache: mooriger Boden und tiefes, dunkles Wasser.