1,). (5 öffentl.) Versammlung des IV. Vdreirisjahres.
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in der Uferzone, welche von den Dreissenen bewohnt ist, genügend bewegt wird. Ströme sind ihre eigentliche Heimat, in denselben haben sie, wie wir weiterinn sehen w erden, geradezu erstaunliche Wanderungen zurückgelegt.
Im Aquarium halten sie sich, wenn es bewegt und fleissig durchlüftet wird, ganz gut, sonst daselbst weniger gut, am leidlichsten noch im Aquarium schwimmend an Borke und Rohrstengeln, weil sie dann mit dem ihnen nachteiligen Pflanzenbrei, Schlamm und anderen Abgähgen am Boden unzureichend gereinigter Aquarien-Behälter nicht in Berührung kommen. Die Dreissenen*) siedeln sich nicht selten in solchen Mengen auf lebenden grossen Muscheln (Anodonta und Unio) an, dass die Wellen sie herausspülen und ans Ufer werfen. Nach Stürmen wirft der Miiggel- und der Tegel-See die Dreissenen zu Millionen an den Strand. Sie bilden dort Bänke, die unteren Schichten können sich etwa vier Wochen lebend erhalten, die der Sonne ausgesetzten sterben schon nach wenigen Tagen und alsdann miteins ab.
Unter mittleren Verhältnissen vermögen die Schafklauenmusftheln wohl 14 Tage Trockenheit zu vertragen; in den trocken gelegten Saugerohrleitungen zu Tegel hatten aber die Dreissenen vom 19. October bis 13. November d. h. etwa 27 Tage ohne Zufuhr frischen Wasses aushalten müssen und dies ging über ihre Leistungsfähigkeit. Der unter dem 10. Deoember 1895 abgestattete interessante Bericht der Deputation für die Städtischen Wasserwerke, deren Ahrsitzender der Stadtrat Haack ist, wurde bereits am 12. desselben der Stadtverordneten-Ansammlung in der Hauptsache, wie folgt, mitgeteilt.
Die Untersuchungen des Wassers auf unseren Filterwerkeil werden seit circa 2 Jahren in der Weise vorgenommen, dass täglich der Keimgehalt des unfiltrierten Seewassers, des Filtrats jedes einzelnen Filters und des Reinwassers festgestellt ward. Diese Untersuchungen erfahren dadurch eine Kontrolle, dass durch das Hygienische Institut hiesiger
*) Dreyssena polymorpha, seitens van Beneden i. J. 1835, Bull. Acad. Brux. p. 25 zu Ehren eines belgischen Apothekers Dreyssen benannt. Daneben kommt aber, namentlich neuerlich die Schreibweise Dreissena vor. Auch Dreissen- sia, vgl. z. B. I. F. Babor: Über das Centralnervensystem von Dreissensia polymorpha Pallas, in Sitz. Berl. Berl. Kgl. Gesellsch. 1895. XLVIII. — Partsch nannte die Gattung 1835 Congeria (d. i. Zusammenhäufung) Ann. Wien. Mus. I. 5. 93. Rossmässler erfand für die Muschel ebenfalls 1835 Tichogonia Chemnitzii nach den griechischen Wörtern Toichos gleich Wand und Gonios gleich Winkel, also „Winkelwand“, Iconogr. I. p. 112. — Daneben entstand 1837, Ann. Soc. nat. VII. p. 302 der Gattungsname Mytilina Cantray, als Verkleinerungsform von Mytilus. — Als Mvtilus Wolgae war die Muschel längst zuvor von Chemnitz und durch von Baer: Mytilus Hageni, zu allererst aber von dem Berliner Naturforscher Pallas: Mytilus polymorphus genannt worden. Eine unglaubliche, nur verwirrend wirkende Häufung überflüssiger Namens-Taufen!