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16. (6. offeiiW.) Versammlung des IV. Veieinsjahres.
Universität alle 14 Tage die bakteriologische und chemische Beschaffen- heit des Seewassers, des Reinwassers der verschiedenen Werke und des Wassers aus 5 Entnahmestellen in der Stadt festgestellt wird.
Die vorgenannten regelmässigen Untersuchungen haben ergeben, dass sowohl das Rohwasser von ausserordentlicher guter Qualität ist, als auch die Filter dauernd in ausgezeichneter Weise arbeiten.
Speciell das Rohwasser des Tegeler Sees, welches durchgehend einen Gehalt von 100—500 Keimen auf weist und fast vollständig frei von stickstoffhaltigen Stoffen ist, hat bei der sorgfältigen Filtration, wie sie in Tegel vorgenommen wird, ein Reinwasser erzeugt, dessen Keimgehalt sieh dauernd zwischen 20 und 50 Keimen bewegt und deshalb als besonders gut bezeichnet werden muss.
Wenn daher eine plötzliche Verunreinigung des Wassers eingetreten ist, so musste dieselbe nur durch besondere Umstände herbei- geflihrt sein, welche die Güte der ganzen Anlage nicht in Frage stellen können.
Die Ursache der plötzlichen Verunreinigung war folgende;
Das Maschinenhaus B der Anlage Tegel war mehrere Wochen ausser Betrieb gewesen, um die Maschinen, welche durch Jahre hindurch gelaufen waren, einer gründlichen Reparatur zu unterziehen. Am 13. November erliess der leitende Ingenieur eine Maschine an- gehen und beförderte hierdurch einen Teil desjenigen Wassers, welches in der Saugekammer und Saugerohrleitungen stagniert hatte, auf die Filter. Er glaubte dies ohne Bedenken thun zu können, da das Wasser der Saugekammer, welche bei ihrer tiefen Lage vor Beginn des Betriebes nicht abgelassen werden konnte, beständig mit Sauerstoff in Berührung geblieben war und daher ein Fauligwerden des Kohwassers bei dem geringen Stickstoffgehalt desselben nicht befürchtet wurde.
Trotzdem wurde bereits nach einer halben Stunde eine Trübung des Wassers auf den Filtern bemerkt; sofort wurde die Maschine wieder ausser Betrieb gestellt und eine Reinigung der Saugekammern und Saugerohrleitungen in Aussicht genommen, weil die Vermutung nahe lag, dass gerade in letzteren (den Saugerohrleitungen), in welchen der Zutritt von Sauerstoff sehr erschwert war, sich abgestorbene tierische Organismen angehäuft hätten. Da nur circa 300 cbm des bedenklichen Wassers auf die Filter gebracht waren, in welchen zur Zeit eine Masse von circa 38 000 cbm Wasser aufgespeichert war, da ferner das Filtrat der Anlage B sich mit demjenigen der Anlage A vor der Versendung nach Charlottenburg vermengte, dessen Menge auch circa 30 000 cbm betrag, so befürchtete der leitende Ingenieur eine Verunreinigung des gemeinsamen Filtrats nicht. In der That fiel eine Verschlechterung des Wassers während der ersten 26 Stunden nicht auf. Wenn trotzdem übelriechendes Wasser zur Stadt gelangt ist, so ist dies teilweise dem Umstand zuzusehreiben, dass der Betriebs- Ingenieur gezwungen war, am 14. November Mittags in dienstlichen Geschäften das Werk zu verlassen und gerade während seiner Ab-