Heft 
(1896) 4
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15. (5. öffentl.j Versammlung iles IV. Vereinajahres.

Was rton Geschmack und den Geruch der am 16. November ent­nommenen Proben aus der Stromstrasse anbelangt, konnte dafür in der chemischen Beschaffenheit dieser Proben der Grund nicht gefunden werden, es sind diese Veränderungen höchstwahrscheinlich durch vor­übergehende Ursachen bedingt; dafür spricht auch der Umstand, dass das am 18. November aus den betreffenden Häusern der Stromstrasse entnommene Wasser auch in Rücksicht auf Geschmack und Geruch tadellos befunden wurde.

Das Wasser des Tegeler Sees wurde in der Zeit vom 14 bis 17. November cr. als normal befunden, dagegen zeigte das Wasser der hinter den Saugerohrsträngen liegenden Baugekammor einen ausser­ordentlich hohen Gehalt von Bakterien.

Nach der Entleerung der Saugekammer und der Rohrleitungen fanden sieh in beiden eine grosse Anzahl kleiner Scemuscheln, welche zum Teil abgestorben waren. Diese waren die Erreger der Fäulnis.

Wenn schon die Menge der Muscheln in der Saugekammer, in welcher sich das AVasser gewöhnlich nur langsam bewegt, auffiel, da in den daneben gelegenen Pumpen-Sümpfen, welche öfters gereinigt wurden, nie eine derartige Menge abgelagert war, so überstieg die grosse Menge von Muscheln in den Rohrsträngen, woselbst das Wasser dauernd während des Betriebes schnell fliesst, wesentlich die Erwartung. Eine Verschmutzung derselben war von Hause aus als durchaus un­wahrscheinlich angenommen und deshalb Reinigungs-Vorrichtungen, wie dieses nie bei eisernen Rohrleitungen geschieht, nicht vorgesehen. Gerade aber die in den Rohrleitungen lagernden abgestorbenen Muscheln hatten in der Hauptsache die Kalamität herbeigeführt, weil dort der Zutritt des Sauerstoffes vollkommen unterbunden war. Es ist im Be­triebe der Wasserwerke erst jetzt zum ersten Male vorgekommen, dass eine ganze Anlage längere Zeit ausser Betrieb gestellt werden musste und deshalb eine derartige Kalamität erst jetzt in die Erscheinung getreten.

Wir halten es nun für geboten, Einrichtungen zu treffen, welche die Entleerung und Reinigung der Saugekammem und Saugerohr­leitungen in bestimmten Intervallen gestatten und werden zur Er­reichung dieses Zieles im nächsten Etat die hierzu nötigen Mittel be­antragen.

Durch diese neue Einrichtungen werden plötzliche Verun­reinigungen des Wassers ausgeschlossen sein. Die dauernden bak­teriologischen und chemischen Untersuchungen werden wie bisher eine genügende Sicherheit für die Güte des Wassers geben.

Schiesslich bemerken wir, dass sich die Filtration hier ausser­ordentlich bewährt hat. Eine ganz ausserordentliche Menge von Lebe­wesen hatte sich in dem fauligen Wasser entwickelt. Wenn die Filter diese soweit zurückgehalten haben, dass sich in dem Filtrat nur 170 Keime in max. fanden, so ist dieses auch nach dem Urteil des Herrn Geheimrat Dr. Koch der Erfolg einer sehr sorgsamen und ausser­ordentlich wirksamen Filtration. Nur die Zersetzungs-Producte, welche