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15. (6. öffentl.) Versammlung des IV. Vereinsjahres.
10. Custos Buchholz zeigt im Anschluss an das in der vorigen Sitzung besprochene Original-Statut des Schwarzen Adler-Ordens ein zufällig erlangtes Original-Statut des
Roten Adler-Ordens
von 1734, also aus der Zeit, in der dieser Orden in Preussen noch nicht bestand. Der Rote Adlerorden wurde bekanntlich im Jahre 1705 vom Markgrafen Georg Wilhelm von Brandenburg-Baireuth gestiftet. Er erfuhr einige Abänderungen und wurde im Jahre 1791, als der letzte Markgraf der Fränkischen Linie die Regierung niederlegte und das Land an Preussen fiel, von König Friedrich Wilhelm II. als zweithöchster Preussischer Orden übernommen. Er wurde zunächst nur in einer Klasse verliehen, 1810 wurden 3 Klassen und zwei allgemeine Ehrenzeichen errichtet und 1830 erhöh Friedr. Wilhelm III. das Höhere der beiden Ehrenzeichen zur 4. Klasse des Roten Adler-Ordens. Das vorliegende Exemplar des Statuts erscheint sowohl hinsichtlich des Textes, wie der Illustrationen, dem vom Schwarzen Adler mehr oder weniger nachgebildet. Die Abbildungen sind nach Zeichnungen von J. Fr. Gerhard von Bernhard Vogel gestochen und koloriert. Das erste Blatt zeigt den Stifter des Ordens, Markgraf Georg Wilhelm, in der Tracht und mit den Insignien des Ordensmeisters, das Zweite den Markgrafen Georg Friedrich Karl, der dieses Statut verordnete; zwei weitere Tafeln zeigen die einzelnen Ordenszeichen. Der Text enthält 24 Paragraphen, die nur wenige Abweichungen von denen für den Schwarzen Adlerorden zeigen.
11. Herr P. Ascherson: Ich lege zwei Druckzeugnisse vor,
welche ich der Güte von Frau Handarbeitslehrerin Anna Schattschneider in Frankfurt a. O. verdanke, einer Dame, welche ein lebhaftes Interesse für Heimatkunde und schöne Kenntnisse auf diesem Gebiete besitzt. Das Erste ist die Extra-Beilage zur Frankfurter Oder-Zeitung No. 298, Freitag, den 20. December 1895, welche eine kurzgefasste Geschichte der alten Oderbrücke und eine allerdings nicht sonderlich gelungene Phototypie dieses alten, wenn auch nicht gerade ehrwürdigen Bauwerkes bringt. Mit bewundernswerter Zähigkeit hat diese Brücke im Laufe von sechs Jahrhunderten allen Fährlichkeiten, der wiederholt teilweise oder gänzlich erfolgten Zerstörung durch Wasser und Feuer, den Wechselfällen des dreissig- und siebenjährigen, sowie des Franzosen- Krieges zum Trotz ihren Platz behauptet. Auch für mich knüpfen sich an dieselbe mannichfaltige Erinnerungen, seitdem ich sie zuerst 1853 als rüstiger Jüngling mit dem, ungeachtet seiner Bestrebungen, die Natur zu „verbessern“, um die Frankfurter Flora hochverdienten alten Buck (zuletzt noch zu Pfingsten 1895) überschritt. Jetzt ist die alte Brücke, seitdem der neue stattliche Steinbau an dem gedachten Tage