Heft 
(1896) 4
Seite
391
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15. (5. öffentl.) Versammlung des IV. Vereinsjahres. 39 p

feierlich eingeweiht, bereits bis auf die Wasserfläche abgetragen und in Kürze wird jede Spur von ihr verschwunden sein,

Das zweite Stück ist ein Bilderbogen, der das in einer der letzten Sitzungen (vgl. Brandenburgs IV S. 26 2) besprochene TanzliedHerr Schmidt! Herr Schmidt! zum Gegenstände hat. Auf die nahen Be­ziehungen zwischen den in dieser Sitzung vorgelegtenErinnerungs- Tüchern und den Bilderbogen hat ja schon Herr Geh.-Rat Friedel hingewiesen (a. a. O. S. 272). Der in Frankfurt als letzter Ladenhüter eingekaufte Bogen, dessen sich übrigens auch Herr Dr. P. Graebner aus seinen Knabenjahren erinnert, trägt die Nummer 1950, aber keine Firmenbezeichnung. Ob er aus der weltberühmten Fabrik von Gustav Kühn in Neu-Ruppin stammt, habe ich nicht ermitteln können, obwohl ich bei diesem Hause selbst angefragt habe. Ich erhielt als Antwort den hier ebenfalls vorgelegten, nach den Kostümen der dargestellten Personen jedenfalls um mehrere Decennien jüngeren Bogen No. 6760 zugesendet, zugleich mit meiner unbenutzten Antwortskarte! Dieser letztere Bogen bietet in sofern ein geringeres Interesse, als der Text des Liedes nahezu wörtlich mit dem des Erinnerungs-Tuches überein­stimmt, wie ihn Frl. Elisabeth Lemke mir gütigst mitgeteilt hat. Nur sind die 12 Töchter in anderer Reihenfolge aufgeführt. Bemerkens­wert wäre allenfalls, wie oben bemerkt, die Modernisierung des Kostüms. Unter den Freiern, von denen mehrere, z. B. ein Pastor, ein Engländer mit unsinnig grossenWhiskers moderne Tellerbouquets bringen, und einer die fürPchut geltende rote Krawatte trägt, befindet sich kein Student mehr, die ja jetzt noch nicht ans Heiraten denken können. Das Sopha des sitt- (oder sitz?-) samen Hannchens ist weder lang noch breit, sondern eins jener Lotterbetten, die man als Chaiseslongues bezeichnet.

Der Frankfurter Bogen, auf dessen Hauptbilde Bruder Studio neben einem weissbärtigen alten Herrn vertreten ist, bringt dagegen einen Text, dessen Redactor jedenfalls von dem echten nur noch dürftige Reste im Gedächtnis bewahrt und die Lücken aus eigener freier Er­findung ausgefüllt hat. Schon in den beiden einleitenden Versen stimmen nur je die 2 ersten Zeilen überein. Die Freier sagen:

Herr Schmidt, Herr Schmidt!

Wir hätten eine Bitt.

Wir möchten gerne baldigst frein;

Doch dürfen Sie nicht sparsam sein.

Papa Schmidt antwortet:

Ja, ja, ja, ja!

Ich bin der Herr Papa

Von einem Dutzend Töchterlein,

Die möchten gerne alle frein.