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15. (5. öffentl.) Versammlung des IV. Vereinsjahres.
stufen des Erdkörpers bewirkten, mussten folgerichtig auch sämmtliche, wenngleich unscheinbare auf dem Antlitz unseres Planeten vor sich gehenden Veränderungen eine erhöhte Bedeutung gewinnen und in den Bereich aufmerksamer Beobachtung wie eingehender Untersuchung gezogen werden.
In einem der Heimatkunde beflissenen Kreise mögen nun die nachfolgenden Mitteilungen um so eher einige Beachtung finden, als sie einen Vorgang betreffen, der in unserer nächsten Nähe, sozusagen vor den Thoren, wenn auch nicht unserer Hauptstadt, so doch deren alter Nachbarstadt Spandau stattgefunden hat, und zugleich Gelegenheit zur Erwähnung einer von Menschenhand herrührenden Veränderung jener Gegend darbieten, deren Folgewirkungen wiederum ein Werk der unablässig schaffenden Natur sind.
Vom Bahnhof der alten Veste bnngt uns die Pferdebahn in etwa 1 Stunde nach Pichelsdorf, einem Ort, dessen westlichen neueren Teil dieser moderne Verkehrsweg vollständig die Physiognomie einer Vorstadt von Spandau aufgeprägt hat, während der ältere mit seinen meist noch strohgedeckten und im Sommer unter dem Blätterwerk der Obstbäume fast verschwindenden Häusern am Flusse sich entlang breitende Teil noch dem malerischen Charakter des Fischerdorfes bewahrt hat und so dem Auge des auf dem hoch aufragendeu Pichelswerder Weilenden einen so anmutenden, in den Rahmen des Landschaftsbildes so harmonisch sich einfügenden Anblick darbietet, ein Bild, in dem leider jedoch auch die Dissonanz in Gestalt nüchterner, Brauereischornsteine nicht fehlt.
Diese Gegend war vor nunmehr fast 90 Jahren der Schauplatz eines ebenso merkwürdigen, wie seltenen Naturereignisses.
Die erste Nachricht hierüber findet sich in der ehemaligen Spener’schen Zeitung, „den Berlinischen Nachrichten von Staats- und Gelehrten Sachen“ vom 23. Mai 1807 und lautet:
„Am 17. Mai um 1 Uhr mittags erhob sich während eines mit Hagel vermischten Regen- und Donnerwetters in der Havel eine kleine Insel aus dem Wasser, etwa 50 Schritte lang und 12 bis 15 Schritte breit. Sie liegt zwischen dem Pichelswerder und Pichelsdorf ungefähr 200' vom Ufer des letzteren. Einige benachbarte Bewohner wollen während des Gewitters ein Getöse gehört haben, nach welchem sich sogleich eine kleine Insel im Fluss gezeigt. Die Oberfläche derselben war anfangs elastisch und wurde durch Stampfen erschüttert. Sie zeigte keine Spur von Vegetation, sondern war mit Muscheln und Schneckengehäusen bedeckt; auch brachte sie Fische mit aus dem Grunde hervor. In einer geringen Entfernung von ihr ist das Wasser sehr tief. Die Stelle, wo sie