Heft 
(1896) 4
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15. (5. öffentl.) Versammlung des IV. Vereinsjahres.

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entstand, wurde bis dahin von den Schiffern wegen ihrer beträcht­lichen Tiefe der Sack genannt. Es lagen starke Flosshölzer daselbst, die mitgehoben und auf die Seite gedrückt wurden!

Mögen nun Naturforscher die Ursachen dieser Naturerscheinung zu erklären suchen.

Diese Aufforderung blieb nicht ohne Wirkung. Bereits am 7. Tage nach jenem Ereignisse wurde nach Berghaus*) die neuerstandene Insel von einem der ersten Geologen jener Zeit, Vonhoff**); untersucht in­dessen geben seine Mitteilungen statt einer Erklärung der Ursache nur eine genaue Bestätigung der Thatsachen;

Die Insel liegt 400 500 Schritt unterhalb Pichelsdorf im Hauptarme der Havel so dicht neben dem Fahrwasser, dass die Schifte ganz nahe vorüber müssen. Auf keiner Seite der Insel zeigt sich ein steiler oder senkrechter Absturz des Ufers. Die Gestalt derselben ist länglich, von N. nach S. gerichtet, gegen N. spitz. Sie hat in der Länge 47, in der Breite 12 Schritt, besteht aus Sand und erhebt sich nicht viel mehr als 3' über dem Wasser­spiegel. Der Sand war klar, ohne Steine, und der Boden hatte bereits die gewöhnliche Festigkeit des feuchten Sandbodens. Muscheln und Gewürme, Holz, Baumrinde, Kohlen, kleine Scherben und faulende Wasserpflanzen bildeten die Oberfläche und Messen keinen Zweifel, dass dieselbe noch vor wenigen Tagen mit Wasser bedeckt gewesen sei. Audi haben in den ersten Tagen Fische und Krebse darauf gelegen.

An ein Zusammenspülen des Erdreiches durch Wasser war nicht zu denken; eines Teils würde dann die Oberfläche eine ganz andere Beschaffenheit gehabt haben, anderen Teils hätte dann ein grosses Floss von den stärksten Stämmen, dessen eine Seite auf dem Ufer der Insel im Trocknen ruhte, indess die andere, schräg herunter hängend auf dem Wasser schwamm, nicht in die Höhe gehoben werden können. Die Stämme aber zeigten deutliche Spuren, dass sie noch bis vor wenigen Tagen bis über die Hälfte im Wasser gelegen hatten. Wäre ein Anschwemmen des Sandes durch den Strom erfolgt, so würde dieses Floss entweder durch denselben auf die Seite getrieben worden sein, oder, wenn es nicht hätte aus- weichen können, so müsste der Strom es mit Sand überschüttet haben. Die sorgfältigste Erwägung aller Umstände lässt nicht daran zweifeln, dass hier in der That eine wirkliche Hebung eines soliden Stückes des Grundes stattgefunden hat.

*) Berghaus Landbuch der Mark Brandenburg Band I S. 480.

**) K. E. A. Vonhoff, Magazin der ges. Naturforsch. Freunde zu Berlin,

I. Jahrg. 1807 S. 233.