Heft 
(1896) 4
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15. (5. öffentl.) Versammlung des IV. Vereinsjalires.

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dieses Weiderechtes verfügte, (wie gesagt wurde, lediglich wegen des zunehmenden Verkehrs auf der Insel) sahen sich die Pichels- dorfer zur Aufgabe des gesammten Viehstandes veranlasst; damit war die vordem wegen ihres herrlichen Graswuchses geschätzte lnsel ziemlich wertlos geworden, so dass, als bald darauf die Pichels- dorfer Brauerei, der als Eigentümerin des gegenüberliegenden Ufers der Erwerb derselben, sowie des trennenden, durch die inzwischen erfolgte Anlegung des Buhnensystems allmählich in Versumpfung übergegangenen Wasserarmes zur Vergrösserung ihres Geländes sehr begehrenswert war, den Fischern ein Kaufangebot machte, solches leichtes Gehör fand; und so ging für die Summe von 5000 Mark das einst heiss umworbene Eiland an den neuen Eigen­tümer über, der alsbald mit der Zuschüttung derselben begann.

Es wäreso schön gewesen auf Grund dieser Nachrichten aus dem lebendigen Quell der Überlieferung eineGeschichte der Pfingst- insel zu konstruieren, die mit dem Schicksal des Dorflebens so innige Berührungspunkte hatte, aber jene Zahlen-Differenzen forderten mit mathematischer Strenge ihre Ausgleichung.

Nur als ganz nebensächliche Begleiterscheinung war in den vor- geuannten Mitteilungen noch einer kleineren Insel Erwähnung geschehen, deren beide Merkmale:kleiner und weiter flussabwärts gelegen sofort die Aussicht auf Lösung aller Schwierigkeiten eröffneten; und in der That führte eine nochmalige örtliche Besichtigung, der u. a. auch der wackere Nestor des Dorfes, der im Jahre 1811 geborene Fischer und Gärtner Schüler als Gewährsmann beiwohnte, zu folgendem nicht nur aufklärenden, sondern den Widerspruch der beiden verschiedenen An­sichten auch leicht erklärenden Ergebnis: Die vorgenannte, augen­blicklich unter den Schuttmassen im Verschwinden begriffene, auf den Karten blättern in der Nähe des rechten Ufers dicht unterhalb Pichels­dorf verzeichnete ungefähr 90 Schritt lange Insel ist nicht die am 17. Ma 1807 entstandene Pfingstinsel, sondern der sog. Flachenberg (von flach = seicht, untief), eine allmählich aus unscheinbarem Anfänge zu ihrer späteren Grösse angewachsene Sandbank.

Schon immer habe, so hiess es weiter, an dieser Stelle des Flusses eine für die Schifffahrt sehr hinderliche Untiefe bestanden, aber erst vor etwa 60 Jahren, also in der Jagend unseres Gewährs­mannes und viele Jahre nach dem Auftauchen der Pfingstinsel sei dieselbe über den Wasserspiegel hervorgetreten*), habe sichtbar an

*) Als indirekter Beweis für diese Behauptung kann der Umstand gelten, dass in dem Vonhoff'schen Bericht der obengenannte Flachenberg, der als Merkmal zur näheren Bezeichnung der Lage der neuen, plötzlich entstandenen Insel doch kaum