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15. (5. fiffentl.' 1 Versammlung des IV Vereinsjahres
handensein der in «ler Umgegend von Berlin nachgewiesenen Alaun- und Kalkschichten, sowie ausserdem von Steinkohle und Schwefelkies vorausgesetzt. In Folge Entzündung dieser „Fossilien“ habe eine Explosion von Wasserdämpfen stattgefunden, durch deren gewaltigen Druck an jener Stelle die autlagemden Sandmassen emporgedrückt worden seien.
Eine Ausführung des Autors sei wörtlich wiedergegeben, weil sie charakteristisch ist für den damaligen, sich gern in philosophischen Spekulationen ergehenden Stand der Naturwissenschaft; sie lautet:
„Sucht man die Ursachen und Gründe auf, welche gewisse Erscheinungen in der Geister- und Körperwelt hervorbringen, so werden sie so wenig frappant wie die Begebenheit sein, dass an demselben Tage, als das Eiland aus der Havel hervortrat, auch Friedrichs d. Gr. Degen und Ordensband den Invaliden zu Paris feierlich übergeben ward*).“
Dieser gewaltsamen Erklärung stellt am zweitfolgenden Tage Louis von Voss als einfache Entstehungsursache die Wirkung von Wasser und Sand entgegen. Er denkt sich einen unterirdischen, auf dem hohen Pichelswerder mit einem grossen Reservoir beginnenden und nach jener Stelle des Havelbettes hinführenden Kanal. Wurde durch einen starken Regenfall das Reservoir gefüllt, so mussten nach dem Beispiel communizierender Röhren die Wassermassen an dem kürzeren, tieferem Ende herausdringen und die davor liegende Sanddecke emporheben.
Der Gegensatz zwischen diesen beiden Theorien, der an die alte geologische Streitfrage zwischen Vulkanismus und Neptunismus erinnert, rief auch einen poetischen Autor, Bornemann, in die Schranken, der mit seiner „handgrieplichen Erklärung, up wat vör närrische Oart dat Inselding bie Pichelsdörp tom Vörschin kam“, als Beleg dafür dienen kann, dass auch in jener tieftraurigen Zeit der Berliner Witz noch Blüten treiben konnte. Es sei gestattet, wenigstens einige mit ihrem Inhalt ganz modern klingende Strofen als Proben hier wiederzugeben:
„Doch hätt de Insel Geld mitbröcht,
De Pichelsdörper Kröger lacht Recht koboldmässig in de Fust,
Dat he oft wie en Koater prust.
Vier Groschen gult de Pulle Beer!
Un doch — wenn em de Havel weer Tor Hand nich weest mit godem Roath,
Verdörst weer Alles oahne Gnoad.
*) Bezieht sich auf die am 17. Mai 1807 auf Befehl Napoleons I. unter grossem Schaugepränge stattgehabte Überbringung der oben genannten, aus Potsdam entführten (?) Reliquieen nach dem Invalidendom.