15. (5. öffentl.) Versammlung des IV. Vereinsjalires.
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Wenn jetz de Kröger Abends späd Int Bett sick legt, es sin Gebet:
Ach lever Gott, hör dinen Knecht, Moack frische Inseln boald torecht.“
Der erklärende Schlussvers heisst:
„En Schelm von Schiffer hat de Sack Letzt umgestülpt ut Schabernack,
Dat unnerst steit nu boaben rut Un süht as wie ne Insel ut.“
Welche Antwort giebt nun die Wissenschaft unserer Tage auf die aufgeworfene Frage? Sie lautet: Aufpressung weicher unterer
Schichten in Folge ungleichmässigen oder aufgehobenen Druckes. Für diese auf einer einfachen Ausgleichung mechanischer Kräfte beruhende Theorie bieten die sog. Creeps in den Kohlengruben von New-castle d. h, Emporpressnng einzelner Flötzstellen typische Bei
spiele. Die Anwendung auf vorliegenden Fall möge durch Fig. 3 erläutert werden. Denkt man sich (bei I) vor stattgehabter Erosion des Havelbettes das ganze Gebiet mit dem, sowohl den Pichelswerder wie auch das Pichelsdorfer Ufer bildenden Diluvialsand bedeckt, darunter aber weiche, plastische Thonschichten, so konnte der nach geschehener Erosion eingetretene Zustand (bei II) nur ein vorübergehender sein; denn die unter dem Flussbett ihres Druckes enthobenen, an beiden Seiten aber nach wie vor belastet gebliebenen Thonschichten mussten nebst der geringen, nicht erodierten Sandbedeckung zu einem gewissen Zeitpunkte emporgepresst werden, ein Vorgang, der mit der Entstehung der „Pfingstinsel am 17. Mai 1807 seinen Abschluss fand, (Fig. 3 III) und zwar entspricht es ganz der Natur der Sache, dass die Aufpressung an der tiefsten Stelle des Flussbettes, dem Punkte der grössten Entlastung erfolgte.
Fig. 3.
Profile zur Erläuterung der Entstehung Pfingstinsel.
der
I.
II.
Have l
I. Zustand vor der Erosion des Havelbettes
II. Zustand nach der Erosion des Havelbettes.
III. Zustand nach dem 17. Mai 1807.
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