Heft 
(1896) 4
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15. (5. öffentl.) Versammlung des IV. Vereinsjahres.

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Grossen Stechlin*) bei Fürstenberg i. Meckl., in den Seeen bei Templin, sowie im Libbesee, Röddelin, Mahlgast und Nezo. In diesen uckrischen Gewässern erhob sich eine plötzliche Flutwelle, welche am Nezo-See die am Ufer beschäftigten Fischer in Lebensgefahr brachte. Sie wollten beim letzten Ansteigen des Wassers gleich einen unerträglichen Gestank wahrgenommen haben. **)

Im Juli 1831 erschien mittels eines Erdbebens im Mittelmeer plötzlich zwischen der Südseite von Sizilien und der nahe der afri­kanischen Küste belegenen Insel Pantellaria, eine Insel, die 700 m Um­fang hatte und bis 200 Fuss hoch war. Die Engländer hissten auf der Ferdinandea oder Julia genannten Insel ihre Flagge auf. Im November versank dies Neugebilde und Ende Deceinber 1831 war dort wieder ein tiefer Abgrund.

Vor einigen Jahren berührte ich die vorgenannte Insel Pantellaria, welche im wesentlichen einen Krater mit Vorland ringsum bildet und als eine Strafkolonie für Verbrecher dient; wenige Zeit nach meinem zweiten Aufenthalt daselbst erhob sich angesichts der Insel ein neues Eiland während eines untermeerischen Bebens. Aber auch hier dauerte die Freude nicht lange und die Insel verschwand auf Nimmerwieder­sehen.

James Fenimore Cooper in seinemMarcus-Riff oder der Krater, einer Erzählung aus dem stillen Meer, macht eine solche plötzlich er­schienene Insel sogar zum Schauplatz einer spannenden Robinsonade, welche ebenfalls mit dem Untergänge der Insel samt ihrer ganzen Be­völkerung abschliesst.

Dergleichen vulkanische Inselerscheinungen sind, wie angedeutet, leider oder glücklicher Weise, wie man will, in unserer friedsamen Mark Brandenburg bislang nicht nächgewiesen. Wohl aber lässt sich bei uns in der Provinz Brandenburg und den anstossenden Landschaften eine ganze Reihe von Aufpressungserscheinungen aus den letzten Jahr­zehnten nachweisen.

Wie dem Berliner Börsen-Courier am 8. Mai 1873 gemeldet wurde, ist kurz zuvor in der Nähe von Birkenwerder, kurz vor Oranienburg, ein 300 Fuss langer und 20 Fuss hoher Damm der dort vorüberführenden Berliner Nordbahn nicht nur eingestürzt, sondern gänzlich von der Erd­oberfläche verschwunden und an Stelle dessen ein, den bisherigen Raum des Dammes weit überschreitender See von ungefähr 15 Fuss Tiefe ge­treten. Zur Herstellung des Dammes waren 12 000 Schachtruten Erde verwendet worden. Die Ursache dieses mit donnerähnlichem Getöse sich vollziehenden Einsturzes soll darin zu suchen sein, dass sich vor alter

*) Bratling, die Grafschaft Ruppin S. 22.

**) Seifart, Allgem. Gesch. der Erdbeben, S. 197 bis 207.