Heft 
(1896) 4
Seite
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Kleine Mitteilungen.

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Es wird nun im kulturgeschichtlichen wie heimatkundlichen Interesse hiermit angefragt; ist der AusdruckSpandauer Eisen in Spandau oder der Mark bekannt und ist ein ähnliches Bändigungsmittel gegen widersetzliche Sträflinge in der That bei uns ebenfalls üblich oder doch in früheren Zeiten üblich gewesen? E. Friedel.

Bücherschau.

Prignitzer Kamellen und Hunnenblömer von Hermann Graebke, Zürich, Verlag von Caesar Schmidt 1896.

Der Dialekt ist dasjenige Element im Volkstum, welches sich überall am längsten behauptet hat gegenüber dem nivellierenden Ansturm der Neu­zeit. Wo die Tracht der Menschen, die Bauart der Häuser, ja die Art des Baumaterials durch alle Gaue Deutschlands schon deutliche Züge der Ver­mischung aufweisen, da hat sich der Dialekt noch in auffälliger Reinheit er­halten. Der Dialekt ist die Natur. Wie der Wuchs der Pflanze den Boden erkennen lässt, aus dem sie ihre Nahrung schöpft, so offenbart der Dialekt die Seele des Volksstammes, Wie sehr dies von unserem heimischen Platt gilt, das lehrt auch die vorliegende Gedichtsammlung in ganz ausgezeichneter Weise. Aus jedem Gedicht spricht ein besonderer Zug und alle sind sie lebendig. Wenn man das Wesen des Märkers kurz charakterisieren soll, so besteht es wohl darin, dass es frei von Extremen ist. Das Tragische ist ihm ebenso verhasst, wie die Ausgelassenheit. Zwischen diesen Grenzen aber liegen gleichsam im Zwielicht die tausend Nuancen von dem warmen Gefühl für Natur- und Menschensein bis hinüber zur Eulenspiegelei. Viele von den Gedichten werden sich gewiss in den Herzen derjenigen Märker, welche noch nicht den Sinn für den Erdgeruch der Heimat verloren haben, einen Platz erobern. Zache.

Aus vier Jahrhunderten. Ein Blatt märkischer Heimat­kunde betitelt sich eine kleine Sctirift des Pastor Standau zu Beutnitz im Kreise Crossen, die 1893 unter Bestimmung des Reinertrages zu kirchlichen Zwecken im Selbstverläge des Verf. erschienen und bereits von Dr. Wendland imBär 1895, S. 511 ff. zu einerGeschickte der Herrschaft Beutnitz mit verwertet ist. Es handelt sich um einen kleinen, aber litterarisch wenig bekannten und kulturgeschichtlich fast noch garniclit erforschten Teil der Mark, einen im nördlichen Teil des Kreises liegenden, früher den Herren von Rottenburg, jetzt dem Fürsten von Hohenzollern gehörigen Güter-Com- plex. Beide Abhandlungen sind sehr dankenswerte Beiträge zur Branden- burgischen Heimatkunde, auf die alle Freunde derselben aufmerksam gemacht werden. Dem Inhalt mag als Kuriosum hinzugefügt werden, dass vor etwa 8 Jahren, als der Fürst von Hohenzollern das angrenzende Gut Griesel er- warb, d ie Besitzerin, Frau Forstrat Krause, sämmtliche alteren Akten des Guts verbrannt zu haben erklärte. So gehen Privat-Archive mitunter zu Grunde! Buchholz.