Heft 
(1897) 6
Seite
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A. Parimus, Die Kirche in Gross-Beeren.

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familie von Heeren zusammen. Um 17(10 hatte dieselbe in Klein-Beeren ihren Wohnsitz. Pastor Kortmn hat nach Verbrennung der Kirchen­bücher den Bestand aller Familien in die neuen eingetragen, so auch den der Patronatsfamilie. Danach waren 3 Kinder da, eine Tochter, geh. 1746, und 2 Söhne, Hans Heinrich Arnold, geh. 1747, und Carl Friedrich Hermann, geh. 1740. Der Vater besass Gross-, Klein- und Neu-Beeren, sowie Birkholz. Er starb 1700, erst 51 Jahre alt und ist in Klein-Beeren begraben. Die Familie war damals hoch angesehen und mit den ersten Familien des Landes durch Heirat verbunden. Die Tochter wurde noch vor des Vaters Tode Hofdame der Prinzessin von Preussen, der Mutter König Friedrich Wilhelms III. Der jüngere Sohn Carl Friedrich Hermann soll nach Th. Fontane als Kürassieroberst ge­storben sein, gleichzeitig oder kurz vor ihm seine Söhne. Der Erbe der Güter wurde der ältere, Sohn Hans Heinrich Arnold. Er scheint sie leichtsinnig verprasst, zu haben und sicher ist, dass er ein zuchtloses, liederliches Leben führte. Vom Jahre 1785 an führt er den Namen Geist v. Beeren, wie es heisst, infolge Adoption eines Herrn v. Geist, vielleicht des Obersten in der Leibgarde v. Geist, der als Pate des jün­geren Bruders im Kirchenbuch genannt ist. Er ist unter dem Namen der tolle Geist v. Beeren bekannt. Eine Menge toller Streiche werden von ihm erzählt. Lief auch mancher gute Witz mit unter, so soll doch selbst die Menge der Ordnungsstrafen, die er sich in seinem Kampfe gegen die Behörden zuzog, dazu beigetrageu haben, seine Vermögens­verhältnisse zu zerrütten. Gegen Ende des Jahrhunderts waren Klein- Beeren und Birkholz der Familie schon verloren und auch der Besitz von Gross-Beeren und Neu-Beeren *) muss stark verschuldet gewesen sein. Wahrscheinlich standen diese Güter schon vor seinem Tode unter gerichtlicher Verwaltung und sicher war es nach demselben der Fall. Noch als fast sechzigjähriger Mann verheiratete er sich mit der blut­jungen Tochter des Stadt- und Polizeipräsidenten Eisenberg in Berlin; wie es heisst, um seinen Bruder zu ärgern und ihm das Erbe zu ent­ziehen. Er hinterliess bei seinem Tode, der 1812 erfolgte, eine Tochter, die jedoch schon 1823 im Dezember starb. Die Mutter verheiratete sich dann Anfang 1825 mit einem Major v. Ciriacy in Berlin. Eine bei Fontane erwähnte Überlieferung berichtet, sie habe sich mit einem fran­zösischen Offizier, den sie nach der Schlacht bei Gross-Beeren als Ver­wundeten gepflegt, verlobt, dieser aber sei vor der Verheiratung im Duell gefallen. Nach dem Kirchenbuche ist im Juni 1818 ein Hauptmann v. Willemer im 2. Westpreussischen Infanterieregiment, 24 Jahre alt, an den Folgen einer im Zweikampfe erhaltenen Schusswunde gestorben und

*) Auf der wüsten Dorfstätte Melwendorf oder Möllendorf zu Anfang des 18. Jahrhunderts errichtet.