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A. Paiisiiis, Die Kirche in Gross-Beeren.
hier beerdigt. Er wird als aus Frankfurt am Main gebürtig bezeichnet, könnte also, bevor er in preussisclie Dienste trat, recht wohl in französischen oder sächsischen Diensten gewesen sein. Jedenfalls war er zur Zeit der Schlacht erst 19 Jahre alt und überhaupt mindestens 4 Jahre jünger als Frau v. Beeren oder v. Geist, wie sie in der Regel genannt wird. Bestand eine Verlobung, so bleibt auffallend, dass die Verheiratung so weit hinausgeschoben wurde, falls nicht etwa die Mündigkeit des Bräutigams abgewartet werden sollte. In den Pfarrakten findet sich über ihn nur eine gelegentliche Notiz in einem Briefe, durch welche er aber nicht als Bräutigam der Frau v. Geist, sondern als Hausfreund bezeichnet wird.
Über den Bruder des tollen Geist und über dessen Söhne ergeben die Akten nichts. Dass ein Mann wie dieser tolle Geist von Beeren nichts für die hiesige Kirche that, lässt sich denken. Er war übrigens, wie es scheint, mehr in Berlin als hier, kümmerte sicli um die kläglichen kirchlichen Zustände nicht, gab vielmehr der Gemeinde das denkbar schlechteste Beispiel zuchtlosen Lebens. Es musste erst Gross- Beeren noch einmal ein Opfer feindlicher Verwüstung werden, ehe es besser wurde und der Glaube des alten Pastors Kortum, „Gott wird auch für unsere in der Asche liegende Kirche sorgen“, Erfüllung fand.
Die Betstube im Tagelöhnerhause an der Sandschelle wurde am Tage der Schlacht übel zugerichtet. Sie war von den feindlichen Truppen als Pferdestall benutzt und sicher auch von Geschossen getroffen. Da der Raum für gottesdienstliche Zwecke fürs Erste nicht zu benutzen war, hielt man an den nächsten, auf die Schlacht folgenden Sonntagen den Gottesdienst unter freiem Himmel im Pfarrgarten. Dann ging man wieder in das Gutshaus. Das brachte mancherlei Unzuträglichkeiten mit sich. Pastor Schulze klagt in einem Bericht vom September 1814 an die Kirchen- und Schuldeputation zu Potsdam, dass seine Bemühungen um die Herstellung des bei der feindlichen Invasion des Vorjahres arg beschädigten, für die Abhaltung der Gottesdienste eingerichteten Hauses bisher vergeblich gewesen seien. Seit einem Jahre halte er den Gottesdienst im Gutshause; aber dort fänden sich viele Störungen und deshalb wollten viele nicht dorthin kommen. Die Sonntagsentheiligung nähme in Gross-Beeren überhand, auch hielte der Schulze vormittags während des Gottesdienstes Gemeindeversammlung, was doch recht gut nachmittags geschehen könnte. Auch das Gerüst, unter welchem die Glocken hingen, sei schadhaft geworden und bedürfe dringend der Reparatur, wenn kein Unglück passieren sollte. — Eine Wirkung dieses Berichtes ist nicht ersichtlich, aber von anderer Seite sollte Hilfe kommen.
Schon zwei Monate später, im November 1814, berichtet Pastor Schulze der Königlichen Regierung, dass die Vossische Zeitung aufgefordert habe zu Sammlungen für die Wiederherstellung der Kirche zu