Heft 
(1897) 6
Seite
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A. Parisius, Die Kirche in Gross-Beeren.

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Gross-Beeren als Denkmal des denkwürdigen Sieges und der dadurch bewirkten Kettung Berlins vor der feindlichen Eroberung. Auch er habe schon deshalb Anfragen, sowie Anerbietungen von Beiträgen erhalten. Übrigens seien nach dem Urteil der Sachverständigen die uralten Umfassungsmauern noch stark genug, das Gebäude zu tragen und somit eigentlich nur ein Ausbau erforderlich, zu dem vielleicht auch ein königliches Gnadengeschenk erbeten werden könnte, wie auch Patronat und Gemeinde beitragen würden. Schliesslich bittet er um Auskunft, wie er sich hinsichtlich der angebotenen Gaben verhalten solle. Ein Bescheid ist aus den Akten nicht ersichtlich. Jedenfalls wirkten die neuen Weltereignisse, die Rückkehr Napoleons von Elba, der Wiederausbruch des Krieges höchst störend. Als aber Napoleon bei Belle-Alliance geschlagen und für immer beseitigt war, als neuer Sieges- jubel durchs ganze Land ging, da kam auch die Sache des Kirchenbaues mächtig in Fluss. Besonders trug das Siegesfest am 23. August 1815 dazu bei. Schon 1814 scheint Pastor Schulze eine kleine Erinnerungs­feier gehalten zu haben, wenigstens schreibt er nach der von 1816, dass er nun die dritte* Feier gehalten habe. Aber die erste grossartige Feier geschah am 23. August 1815. Für Pastor Schulze völlig unerwartet erschien ausser einer nach Tausenden zählenden Menge eine zahlreiche Deputation des Berliner Magistrats und der Stadtverordneten, um an der Feier teilzunelnnen. Nach derselben wurde eine Sammlung für die Wiederherstellung der Kirche veranstaltet und auch die Errichtung eines Denkmals ins Auge gefasst, zuerst in Form einer Tafel an der Kirche. Sofort kamen 232 Thaler zusammen, die dann durch weitere Beiträge, besonders durch die Sammlung beim Siegesfest 1816 zu einer Summe von über 800 Thalern anwuchsen. Dur Magistrat von Berlin hatte das Geld in 'Verwahrung. Es wird Sie interessieren, dass Prinz Wilhelm, unser nachmaliger Kaiser Wilhelm I., 1816 auch 20 Thaler beisteuerte, nach ihm sein Bruder der Kronprinz, nachmals König Friedrich Wil­helm IV., 30 Thaler.

Da bekam im Jahre 1817 die Angelegenheit auf einmal eine ganz neue Wendung. Der König, der Staat nahm die Errichtung von Sieges­denkmälern auf den wichtigeren Schlachtfeldern selbst in die Hand. Hierbei kam natürlich auch Gross-Beeren in betracht. Als es galt, den Platz für dasselbe zu bestimmen, befahl der König, dass es in der Nähe der Kirche zu stehen kommen sollte, und erfuhr bei dieser Gelegenheit, dass es in Gross-Beeren keine Kirche, sondern nur die Ruine einer solchen gäbe. Auf diese Mitteilung ordnete der König sogleich den Wiederaufbau der Kirche aus Staatsmitteln an unter Entbindung der Ge­meinde und des Patronats von ihren sonstigen gesetzlichen Verpflichtungen.

Am Siegesfest 1817 wurde das neue Siegesdenkmal eingeweiht und bei dieser Gelegenheit durch einen Kommissar der Königlichen Regierung

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