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A. Parisius, Pie Kirche in Gross-Beeren.
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Mit dem Verse eines Lobliedes schloss diese Feierlichkeit, der unmittelbar die Feier des Siegesfestes folgte.
Binnen Jahresfrist war der Bau bis zum Richten gediehen. Dies fand am 23. August 1819 statt ohne weitere Feierlichkeit, als dass der ausführende Zimmermeister Rust aus Potsdam eine Rede „herlas“, wie Pastor Schulze sich ausdriickt. Doch wurden die Handwerker auf Kosten der Baukasse traktiert.
Man hatte gehofft, bis zum 23. August 1820 den Bau fertig zu stellen, um dann am Siegestage die Einweihung vorzuneliinen. Aber es ging damals schon, wie es auch heute noch zu gehen pflegt, man wurde nicht fertig und musste einen anderen Tag zur Einweihungsfeier bestimmen. Am 9. Oktober 1820 waren sechzig Jahre seit der Einäscherung der alten Kirche verflossen. So wurde dann der diesem Tage vorangehende Sonntag, der 8. Oktober 1820 gewählt. (An Wochentagen sollten damals keine ausserordentlichen Gottesdienste gehalten werden.)
König Friedrich Wilhelm III. war bei dieser Feier nicht zugegen. Wohl aber erschien er tags zuvor, wie es scheint, ganz plötzlich und unerwartet mittags 12 Uhr, um den vollendeten Bau in Augenschein zu nehmen. Man war eben beschäftigt, den Fussboden noch einmal zu fegen und Kanzel und Altar zu schmücken, und der König trat deshalb auf eine Viertelstunde in das Pfarrhaus. — Die Arbeit in der Kirche wurde inzwischen schnell beendet, und von dem kräftigen Ertönen der Orgel begrüsst, betrat der König das Gotteshaus. Er sprach seine Zufriedenheit über den Bau aus und nahm den Dank des Ortspfarrers und der Kirchenpatronin, Frau v. Geist, die sich unterdessen auch eingefunden hatte, für das königliche Gnadengeschenk entgegen.
Am folgenden Tage geschah die eigentliche Einweihungsfeier. Die aus dem 1700 in die Asche geflossenen Metall, wie erwähnt, gegossenen Glocken, die so langt' in einem elenden Gerüste neben der Ruine gehangen hatten und nun auf den Turm der neuen Kirche geschafft waren, läuteten den Festtag, einen schönen Herbsttag ein. Im Gutshause bei der verwitweten Frau v. Geist versammelten sich die Deputierten der Behörden, des Konsistoriums, der Regierung, des Kreises, der Stadt Berlin und andere hohe Gäste, auch Superintendent Pelkmann aus Berlin und der Ortspfarrer. Nach einem dort eingenommenen Frühstück begaben sich alle in die Kirche, von der gesamten Gemeinde gefolgt. Die Feier begann mit einem Lobliede nach der Melodie „Nun danket alle Gott“. Darauf hielt Pastor Schulze die Liturgie (das Altargebet, wie man damals sagte). Nach drei Versen des Hauptliedes bestieg Superintendent Pelkmann die Kanzel und hielt über Psalm 122, 1: „Ich freue mich dess, das mir geredet ist, dass wir werden in das Haus des Herrn gehen“, die Festpredigt. An dieselbe schloss sich eine von einem