Heft 
(1902) 11
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Kleine Mitteilungen.

Puttbus, 23. 8. 1854.

Ich teile Ihnen die Sache absichtlich und auf Gerlachs Wunsch so ausführlich und historisch mit.

. . Der neue General-(Polizey-)Direktor*) ist hier, weil es ihm gelungen war, die Ueberzeugung zu erwecken, dass er in Berlin nicht sicher vor den Nachstellungen seiner Feinde sey. Noch ist immer Streit darüber, ob er Unterstaatssecretair werden soll wogegen er ist, um nicht die Macht, die Annehmlichkeiten und Revenuen des Polizey-Präsidiums zu verlieren. Nach­dem er seine Einnahme von 3600 Thlr. officiell auf 8000 per fas et nefas zu steigern gewusst, hat er jetzt aus den Ersparnissen der Schutzleute sich eine Sommerwohnung in Rummelsburg gebaut und lässt eine Chaussee dahin durch die Droschkenfuhrherrn bauen. Sonst lebt er augenblicklich von einem neuen 18. März und einer an der Eifel stationierten französischen Armee von 10 000 M. (im Incognito von Bergleuten). Bey dieser unseligen Geschichte leidet des Königs Autorität und Ruhe, gehen die Minister zu Grunde und am letzten Ende auch der Hühnerpascha**) selbt.

Es wurde damals, von Hinckeldey ausgehend, verbreitet, dass Berlin am Vorabend einer allgemeinen Erhebung stünde, und ward deshalb eine polizei­liche Beschränkung der individuellen Freiheit ausgeübt, von der man heut zu Tage sich nur schwer einen Begriff machen kann. Ich musste das persön­lich erfahren. Da ich im Sommer 1854 mit meiner Mutter ins Seebad zu Heringsdorf zu reisen wünschte, so hatte ich mir, obwohl ich ein vollkommen harmloser siebzehnjähriger Schüler des Friedrich-W T erderschen Gymnasiums war, doch zur Vorsorge von dem Direktor Professor Dr. Bonnell eine schrift­liche Legitimation und Erlaubnis zu der beabsichtigten Reise erteilen lassen, um allen Weitläuftigkeiten aus dem Wege zu gehen. Trotzdem hielt mich, nachdem wir mit unserm Gepäck auf dem Stettiner Bahnhof angekommen waren, ein Schutzmanns-Wachtmeister mit dem Bemerken zurück, ich müsse mir noch eine polizeiliche Erlaubnis, Berlin verlassen zu dürfen, verschaffen. In dieser Weise wurden selbst Knaben von 14 Jahren behandelt.

Dass ein derartiges Verfahren und hundert andere kleinliche Mass- regeln dazu beitrugen, eine Erbitterung gegen Hinckeldey selbst in vor­nehmen büreaukratischen und hoch aristokratischen Kreisen hervorzurufen, wird man sich unschwer vorstellen. Es lief damals auch ein beissend witziges Spottgedicht gegen H. um, das sich in der mündlichen Überlieferung erhalten wird, welches aber für den Druck wegen seiner Derbheit nicht wohl geeignet ist.

Wie die Katastrophe vom 10. März 1856, als Hans von Rochow den Polizei-Präsidenten im Zweikampf erschoss, sich zuspitzte, ist nach der von mir eingesehenen handschriftlichen Rechtfertigung Rochows in der Branden­burgs VI. S. 65 mitgeteilt worden. E. Fr.

Sympathetisches Mittel gegen den Rotlauf beim Schwein.Geehrter Herr Monke! Da Sie das Mittel gern wissen wollen, will ich es Sie gefälligst

*) von Hinckeldey.

**) Spitzname für Hinckeldey.