Kleine Mitteilungen.
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1. Im Park des Herrn von der Hagen—Nackel steht eine sehr schöne Gleditschie (Gleditschia triacantha, Christusdorn) von gegen 70 m Höhe. Der Baum soll bekanntlich auf kalkhaltigem, zum Teil sandigem Boden gut gedeihen. Der Boden ist dort freilich moorig, sumpfig, doch bemerkt man bei genauer Beobachtung, dass der Maulwurf oft „weiss aufstösst“, d. h. der Boden ist in der That sehr kalkhaltig, und unter dem Luchboden liegt natürlich der weisse Flusssand des Urstromes.
Damit steht auch wohl im Zusammenhang das gute Gedeihen der Obstbäume in und bei Nackel. Der Ortspfarrer Herr Wolfram in Nackel ist als Obstzüchter wohl bekannt.
2. Eine Wiese südwestlich von Nackel heisst der - Käfer “. Sie wird im Südwesten, Nordosten und Nordwesten von bewaldeten Sanddünen begrenzt. (Mitgeteilt von Herrn Pastor Wolfram.)
3. Ein Pfuhl zwischen Nackel und Wutzetz führt den Namen das „ Hasjyiloch“.
4. Derartige Pfuhle heissen hier wie auch an anderen Stellen des Havellandes „ Wätring e“. So nennt man einen Pfuhl im Lietzower Luch „die runne (runde) W ätri nge“. Sie wurde früher als Viehtränke viel benutzt Die Bezeichnung „Wätringe“ hörte ich bei Nackel aus dem Munde eines dort Holz fällenden Bauern.
Das Jubiläum der „Tischkarte“. Die Tischkarte kann in diesem Jahre ihr 400 jähriges Jubiläum feiern. Es war bei einem gelegentlich des Beichstags zu Begensburg (1500) stattfindenden Gastmahle, als der Graf Hugo von Montfort bemerkte, wie der ihm gegenübersitzende Herzog- von Braunschweig des öfteren einen neben seinem Teller liegenden Streifen Pergament zur Hand nahm, um daraus zu lesen. Auf die Anfrage des Grafen teilte ihm der Herzog mit, dass er sich von dem Küchenmeister die Beihenfolge aller Speisen habe aufschreiben lassen, damit er sich für diejenigen Gerichte, die er gern ass, den nötigen Appetit aufsparen könne. Diese originelle Idee fand allseitig Beifall und wurde später bei allen grösseren Gastmählern eingeführt. Stuttg. Antiquitäten-Ztg. 14. 11. 1900.
Kwass. Für Kwass, ein slavisches National-Getränk, welches — neben dem bekannteren Meth — wahrscheinlich schon unseren heidnischen Wenden geläufig war, wird jetzt bei uns Propaganda gemacht. Die Voss. Ztg. vom 13. Dec. 1896 berichtete darüber bereits folgendes:
Uns wird geschrieben: In No. 606 der „Voss. Ztg.“ geben Sie davon Kenntnis, dass Propaganda gemacht werde, den Kwass bei uns in Deutschland einzuführen. Über den Geschmack soll man bekanntlich nicht streiten. Ob Kwass wohlschmeckend ist oder nicht, ist eine offene Frage. Ich kenne sehr viele Deutsche in Kussland, die den Kwass, den Sie erwähnen, gern trinken, aber es giebt auch sehr viele Deutsche, und zu diesen gehöre ich, die sich mit diesem an ein süsses Braunbier erinnernden Getränke nicht befreunden können. Übrigens ist der Geschmack des Kwass ganz ausserordentlich verschieden, je nach den Zuthaten und ihrer Menge. Aber es wird in Bussland eine Sorte Kwass gebraut, die auch einer verwöhnten