Heft 
(1902) 11
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11. (1. ordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjalnes.

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C. Naturgeschiclitliches.

VI. Katalog der Internationalen Fischerei-Ausstellung in Wien 6. bis 21. September 1902, 2 Teile.

Am reichhaltigsten und Interessantesten hatte Deutschland aus­gestellt, wofür der 278 Seiten starke Katalog im 2. Teile Zeugnis ablegt.

Das Märkische Provinzial-Museum war durch eine besondere reich­haltige, im wesentlichen lischereigeschichtliche Abteilung vertreten, deren Ordnung n. M. Herr Kustos Rudolf Buchholz in Wien übernahm. Vgl. S. 234256.

Die von mir verfassteEinführung in die Abteilung C.Ge­schichte und Vorgeschichte gebe ich hier wieder.

Gegenwärtiger Stand der Erforschung der vorgeschichtlichen

Fischerei.

Die Einzelfunde auf diesem Gebiet sind ungemein zerstreut, und es ist schwer, eine Übersicht in gedrängter Form zu geben. Zur Verständigung dient am besten eine Einteilung nach der Zeitfolge und nach der geographi­schen Lage.

I. Chronologie der Fischerei.

Die zahlreichen Berichte aus den verschiedensten Weltgegenden er­weisen deutlich, dass die Fischerei über unsere jetzige Erdbildung (Jung- und Alt-Alluvium) hinauf bis in die Zwischeneiszeiten des voraufgehenden Diluviums reicht. Da nun aus dieser Periode stammende fiscliereiliche Funde, insbesondere aus dem Tuff oder der Breccie von Höhlen, auf Inseln (Korsika, Sardinien, Sicilien, Malta, Elba, Grossbritannien, Irland u. s. w.) Vorkommen, welche während des Interglaciärs bereits Inseln waren, so muss dem Ur­menschen des Diluviums schon eine nicht zu unterschätzende Vertrautheit, sich auf dem Meer und weithin über dasselbe auf Fahrzeugen (Flössen oder dergl.) zu bewegen, zugeschrieben werden. Hiernach darf seine Vertraut­heit mit der Fischwelt und dem Fischfänge schon an sich erschlossen werden. Es kommt aber hinzu, dass wir auf Knochen- und Steingeräten Darstellungen des Fischers, seiner Geräte und einzelner Fische sehen, deren Art man sogar bestimmen kann. Hauptsächlich linden sich speer- oder har­punenartige Geräte aus Horn, Bein und Stein, die beim Fischfang gedient Haben, Spitzangeln, Beile zum Aufschlagen des Eises u dergl. Sicherlich hat dieser Urmensch das Flechten aus Kuten und Halmen ebenfalls ver­standen, so dass die Möglichkeit, er habe reusenartige Gellechte und Netze gekannt, vieles für sich hat. Wegen der Vergänglichkeit des benutzten Stoffes hat sich von diesen Fischereigeräten anscheinend nichts erhalten.

Im älteren Alluvium linden wir keine künstlerische Darstellungen oder doch viel rohere, als diejenigen der Zwischeneiszeit; man muss daher schliessen, dass die Diluvialbevölkerung verschwunden ist, und dass sich keine direkte Verbindung zwischen ihr und der Bevölkerung des Alluviums nachweisen lässt. Dafür sprechen auch die Untersuchungen von Skeletten