350
11. (4. ordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.
ein Oderkahninast herausragte. Da ich die Photographie auch vielen älteren Kennern von Berlin resultatlos gezeigt hatte, so schien die Feststellung schon fast unmöglich, bis mir jetzt ein Zufall zu Hilfe kam.
Vor einigen Tagen erhielt das Museum aus dem Nachlass des im Jahre 1866 verstorbenen, namentlich durch die Herstellung der Granitschale im Lustgarten und der Friedenssäule auf dem Bellealliance-Platz bekannten Baurats und Stadtältesten Cantian eine Anzahl Bildwerke, unter denen ein Aquarell von circa 1840 das Haus Cantians auf der Museumsinsel, an der später „Cantianstrasse“ genannten Uferstrasse, darstellte und zwar ungefähr von der Stelle aus gesehen, wo die Burgstrasse und die Neue Friedrichsbrücke zusammenstossen. Man sieht rechts das aus Friedrichs II. Zeit herrührende grosse Manufakturgebäude, dahinter Monbijou und weiter auf dem rechten Spreeufer einige Privatbaulichkeiten, auf dem linken Spreeufer das Cantiansche Haus. Beim Anblick dieses Hauses und der mit Bogen verzierten Vorgartenmauer kam mir sogleich jene rätselhafte Photographie in Erinnerung und beim Vergleich ergab sich die Identität beider Häuser.
Wir haben somit Bilder jenes Teils der Museumsinsel aus der Zeit von 1840 und von 1858, die sonst nicht mehr existieren, auch nicht mehr rekonstruiert werden könnten, weil inzwischen dort eine vollständige Umwandlung stattgefunden hat. Zuerst bedingte der Bau der Nationalgalerie, der 1866 begann, die Beseitigung der Reste der ehemaligen kurfürstlichen Orangerie, die zuletzt von der Zollbehörde benutzt wurde; ebenso des Badehauses Cantianstrasse 1. Bald darauf wurde auch die ganze Cantianstrasse beseitigt und auf der Spitze der Museumsinsel erfolgte die Erbauung der Kunstausstellungsbaracken, die in neuester Zeit wieder dem Bau des Kaiser Friedrich-Museums weichen mussten. Dann, Ende der 1870 er Jahre, verursachte der Bau der Stadtbahn weitere Veränderungen, und die Bildhauerschuppen, die dann noch zwischen Stadtbahn und National-Galerie standen, wurden der Erbauung des Pergamon-Museums geopfert.
Von grossem ortsgeschichtlichem Interesse ist ein aus demselben Nachlass herrührendes grosses Gemälde,' das die Kupfergrabenseite der Museumsinsel in dem Augenblick darstellt, in dem die grosse, noch roh bearbeitete Granitschale nach Entladung aus dem Schiff mittels eines kolossalen Gerüsts in Gegenwart geladener Personen fortbewegt wird.
Herr Kustos Buchholz legt eine Festschrift der grossen Borsig- werke vor, die in Tegel am 21. Juni 1902 „zur Feier der 5000teil Lokomotive“ erschienen ist. Sie enthält nicht allein eine Übersicht über die Entwickelung der berühmten Fabrik von 1837 an, sondern auch die Biographien des Begründers August Borsig, seines Sohnes Albert Borsig und seiner Enkel, der jetzigen Besitzer, deren Portraits und eine grosse Zahl Abbildungen aus der Fabrik.