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Kleine Mitteilungen.
Die „Nagelrunde“ heisst eine Vereinigung, die allabendlich in einem Brauerei-Ausschank des Nordens von Berlin zusammenkommt und neben dem Vergnügen auch wohltätige Zwecke verfolgt. Mitglieder der Gesellschaft sind zumeist Beamte uud Kaufleute, Hauseigentümer und Fabrikbesitzer. Der riesige eichene Stammtisch des Vereins ist über und über mit eingeschlagenen Messingnägeln bedeckt, deren Köpfe sich zu Figuren vereinigen. So erkennt man Haus und Hausschlüssel, Hammer, Krone und Stern, Seidel und Trinkhorn, Fahrrad und Halbmond. Rings um den Plattenrand sind aus den Nägeln die Worte: „Erster Stammtisch Nagelrunde Berlin“ und das Datum der Vereinsgründung „14. 12. 97.“ gebildet. Ausserdem sind zahlreiche falsche Münzen auf den Tisch genagelt. Nach bestimmten Vorschriften werden von Stammgästen Nägel eingeschlagen. Bei jeder „Kunde“, zu der ein Vereinslied „Das kann man aber nicht umsonst verlangen, das kostet eine ganze Lage Bier“ gesungen wird, kommt ein Nickel in die Kasse, mit deren Hilfe schon manches Gute gestiftet ward.
Das Festnageln falscher Münzen auf den Zahltischen ist bei uns alter Volksbrauch. Brandenburgia I. S. 104. E. Fr.
Aus der Gründungszeit des Berliner Stadtteils Moabit. Dass aut der Stelle, wo jetzt das dicht bevölkerte Moabit liegt, sich ehemals grosse Maulbeerplantagen befanden, dürfte den meisten Moabitern kaum bekannt sein. Es waren diese Plantagen auf Grund eines im Jahre 1716 an König Friedrich Wilhelm I. von Refugies aus Orange gerichteten Gesuches um Überweisung von Land zur Errichtung von Häusern und Maulbeerpflanzungen angelegt worden. Die Refugies hatten gegen Hergabe geeigneter Baustellen zugesagt, dass jeder von ihnen 250 Maulbeerbäume anpflanzen werde. Nachdem der König seine Zustimmung gegeben und auf einer Karte des Tiergartens und des benachbarten Terrains mit den Worten: „hier sollen sie Mauiber Beume Plantzen“ und „hier auch sollen sie Maulbeer Beume Plantzen auf die Wüste Pletze“ die zum Anbau überwiesenen Stellen verzeichnet hatte, wurden zwischen den Refugies und den Kommissarien des Königs im März 1718 die bezüglichen Kontrakte abgeschlossen, und zwar erhielten die Refugies zehn Freijahre zugebilligt. Mit den auf der Karte eingetragenen „wüsten Plätzen“ hatte der König das Moabiter Gelände be zeichnet. Die Maulbeerplantagen in Moabit haben teilweise noch bis gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts bestanden. Noch im Jahre 1773 ist von ihnen in einem Kabinettsvortrage vom 19. Juli die Rede. Der Geheime Rat de Campagne, Professor Sulzer und die übrigen Eigentümer der Maulbeerplantagen „in dem Teile des Parks bei Berlin, welcher les Moabites genannt wird,“ bitten Friedrich den Grossen, den projektirten Bau eines Pulvermagazins nicht, wie beabsichtigt werde, in der Nähe der Plantagen und Häuser zu errichten, da diese durch die Nähe eines so gefährlichen Baues entwertet würden, sondern für diesen Bau einen anderen Platz anzuweisen. Der König schrieb daraufhin an den Rand die Worte: „Ich bin davon wohl zufrieden, wenn Dieskau nichts einzuwenden hat.“ von Dieskau, Generallieutenant und Chef der sämtlichen Artillerie, auch Generalinspekteur