Kleine Mitteilungen.
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Wenden einst ihre Fahrzeuge unterbrachten. An den Stellen, wo der Borchelt abgetragen ist, tritt das Aufschüttungsmaterial — mit Lehm vermischte Erde, Brandschutt und Wirtsehaftsabfälle — deutlich zu Tage.
Nach der Rückkehr von dem Ausfluge vereinigten sich die Teilnehmer mit den inzwischen eingetroffenen Mitgliedern im „Goldenen Ring“ zu gemütlichem Beisammensein.
Am nächsten Tage wurden vor Beginn der geschäftlichen Sitzung frühzeitig die Sehenswürdigkeiten Luckaus in Augenschein genommen. Zuerst die mächtige Stadtkirche, ein dreischifflger Backsteinbau mit hohen Hallen und Chorumgang. Zahlreiche Epitaphien von Bürgermeistern und Pastoren Luckaus schmücken die Pfeiler des Chors und die Wände des Umgangs und der Seitenschiffe, roh bemalte Emporen tragen die Bogen für die Gutsherren der Ratsdörfer und für die Innungen, und über dem Rats-Chore erhebt sich die imposante Orgel, die 140 Stimmen enthält. Von besonderer Bedeutung sind die Kanzel aus Sandstein, die mit bronzierten Skulpturen aus der heiligen Geschichte geschmückt ist und von den Figuren des Moses und Aaron getragen wird; der von Herrn von Stutternheim 1653 geschenkte Taufstein mit holländischen Malereien; eine Dai’stellung des heil. Abendmahls in der Predella, auf der an Stelle eines Jüngers ein Prediger im Talar und Päffchen erscheint und eine Doppelwendeltreppe, die zum Sehusterchor hinaufführt und es zwei Personen gestattet, gleichzeitig und ungesehen zu demselben Endpunkt zu gelangen. Ausserdem befinden sich in der Sakristei alte wertvolle Abendmahlgeräte, darunter eine gotische Monstranz und ein stark vergoldetes Ciborium. Darauf wurde das Rathausarchiv besucht, wo verschiedene Urkunden, die älteste von 1290, Briefe von Philipp Melanch- thon, seltene Drucke und ein emailliertes Reliquienkästchen aufbewahrt werden. Letzteres soll der Stadt von Kaiser Karl IV. geschenkt worden sein; es besteht aus stark vergoldetem Kupfer und zeigt die Form eines Gebäudes mit spitzem Dach und gotischem Dachreiter, die Aussenwände sind mit Ileiligengestalten in farbigem Email geziert. Der Wert des Kästchens, das in Byzanz oder Venedig verfertigt sein dürfte, ist von Sachverständigen auf 30 000 Mk. geschätzt worden. Dann begaben sich die Teilnehmer in die Kellerräume des Rathauses, wo sich neben einem Schanklokale, dem* Luck’schen Bums, ein altes Verliess befindet, ein von Kreuzgewölben überspannter fensterloser Raum, in dem mehrere Nischen mit Hals- und Fuss- eisen erhalten sind. Nach der Überlieferung hat dieser Raum als Gefängnis und Folterkammer für schwere Verbrecher gedient. In einem benachbarten Raum wird ein Richtrad mit der Jahreszahl 1565 aufbewahrt.
Die geschäftliche Sitzung der Gesellschaft fand um 10 Uhr vormittags auf dem Schlossberge statt. Nach dem Geschäfts- und Kassenbericht wurden an Stelle der verstorbenen bezw. ausgeschiedenen Vorstandsmitglieder Graf Pourtalös auf Laasow und Bürgermeister Driefert-Cottbus in den Vorstand gewählt. Der erste Vorsitzende Prof. Jentsch-Guben erstattete sodann Bericht über den Stand der Museumsangelegenhenheit in Cottbus und teilte mit, dass der Magistrat dieser Stadt bereit sei, die der Niederlausitzer Gesellschaft gehörige Sammlung in besseren Räumen als bisher unter-