Heft 
(1903) 12
Seite
264
Einzelbild herunterladen

264

Kleine Mitteilungen.

zubringen. Die Versammlung bewilligte die hierfür erforderlichen Mittel, ferner einen Zuschuss von 30 Mk. zum Virchow-Denkmal. Archivrat Dr. Lippert berichtete über die vom Verein für die Geschichte der Mark Brandenburg ausgegangene Anregung, die kleineren Archive in Städten und Schlössern zu inventarisieren und machte nach dem Muster der kürzlich für Baden erfolgten Inventarisierung Vorschläge für die der Niederlausitzer Archive. Als Versammlungsort für die nächste Hauptversammlung wurde vorläufig Alt-Döbern gewählt.

Die darauf folgende öffentliche Versammlung in der Aula des könig­lichen Gymnasiums war zahlreich von Einwohnern Luckaus mit ihren Damen besucht. Prof. Jentsch eröffnete die Sitzung mit einem Rückblick auf die Tätigkeit der Niederlausitzer Gesellschaft, wobei er besonders Rudolf Virchows gedachte, der die Anregung zur Gründung der Gesellschaft ge­geben und an dieser Stelle vor 25 Jahren eine Sitzung der Berliner Anthro­pologischen Gesellschaft geleitet habe. Die Wirksamkeit der Niederlausitzer Gesellschaft werde allgemein anerkannt, dies zeige die beständig wachsende Mitgliederzahl und das Interesse, das verwandte Gesellschaften und Vereine ihr entgegenbringen. Von der Tätigkeit legen auch die Sammlungen in Guben und Cottbus Zeugnis ab. Die Erwähnung dieser Sammlungen gab dem Vorsitzenden Veranlassung über die allerorten ins Leben tretenden Orts­museen einige Worte zu sagen. Er hob die Wichtigkeit und den Nutzen derartiger Sammlungen hervor, betonte aber, dass sie unter sachkundige Leitung und möglichst unter staatliche Kontrolle gestellt werden müssten. Durch Sonderausstellungen und Vorträge müsse der Sinn für Erhaltung vor­geschichtlicher Altertümer geweckt und gefördert und der Sinn für Heimat­kunde belebt und gefestigt werden.

Im Namen der Stadt Luckau begrüsste Dr. Wiessner die Gesellschaft, als Vertreter des Kgl Museums für Völkerkunde Uberbrachte Dr. Götze, als Vertreter des Märkischen Museums Dr. G. Albrecht und als Vertreter der Brandenburgia Robert Mielke Grüsse und Glückwünsche, worauf Prof. Jentsch unter Hervorhebung der einzelnen Beziehungen zu den genannten Körperschaften dankte. Den ersten Vortrag hielt Prof. Dr. Petersen-Luckau über das Treffen bei Luckau am 4. Juni 1813, durch welches der Marsch Oudinets auf Berlin aufgehalten wurde. In fesselnder Weise schilderte der Vortragende den Gang der für die preussischen Waffen denkwürdigen Schlacht und sprach den Wunsch aus, dass in der Kalauer Vorstadt, wo der Kampf am heftigsten tobte, ein Denkstein zur Erinnerung errichtet werden möchte. Dr. Götze-Berlin legte dann Photographien von einem Grabfunde bei Trebbus (Kr. Luckau) vor, wo sich ausser verschiedenen Gefässen auch eine starke Scherbenlage vorgefunden habe, deren einzelne Teile zusammen­gesetzt worden seien und zwei grosse Gefässe von 60 bezw. 115 Lit. Inhalt ergeben haben, und Busse-Fangschleuse forderte unter Vorlegung seiner umfangreichen Sammlung von Steinwerkzeugen aus der Mittelmark zur eifrigen Sammeltätigkeit in dieser Hinsicht in der Niederlausitz auf. Mielke- Charlottenburg hielt einen interessanten Vortrag über das deutsche Dorf, in dem er die Entwicklung der Dorfanlage und des Bauernhauses von den ältesten Zeiten an schilderte, und Direktor Dr. Weineck gab unter Zugrunde-