Kleine Mitteilungen.
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Geräten bearbeitet. Auch Handwerker waren eingewandert. Der Unterschied in der Bearbeitung des Landes war gewaltig. Wo der russische Bauer 6—8 Pferde — und was für welche! — vor seinen Pflug spannen musste, da ackerte der Deutsche mit einem oder zwei Pferden vor seinem amerikanischen Pfluge und leistete doch mehr und bessere Arbeit. Wo früher Wolf und Eber hausten, da prangten nun herrliche Getreidefelder und wohlgebaute Kolonien. Da sah denn auch der russiche Bauer bald den Unterschied und schaffte sich auch eiserne Pflüge und eisenachsene Wagen an. In wenigen Jahrzehnten hat deutscher Fleiss, deutsche Ausdauer und deutsche Kultur dies alles zu Wege gebracht. Wenn doch die Deutschenhasser dies einmal einsehen möchten! Wären die Deutschen nicht nach Wolhynien gekommen, so wäre dieses zum Teil heute noch eine Wildnis.“
Ilerberstein berichtet von seinen österreichischen Gesandschaftsreisen in Russland, in den Jahren 1516—1518 und 1526, und zwar „vom südlichen Teil Samogithiens, des heutigen Gouvernements Kowno“ (nach A. Nehring, Zeitschr. f. Ethnol. Verh. 1897, 92): „Sie (die Einwohner) kleiden sich gewöhnlich schlecht, fast alle in Grau, und wohnen in schlechten Häusern, welche die Form von langen Scheunen oder Viehställen haben. In der Mitte ist der Herd und das Feuer. Danebenher steht das Vieh: Ross, Schweine, Ochsen u. s. w. Alles herum, damit der Hauswirt und andere ohne Unterlass das alles besehen mögen. So haben sie auch gar selten ein abgetrenntes Zimmer zu ihrer nächtlichen Ruhe. Sie ackern ihr Erdreich nicht mit Pflugeisen, sondern mit Holz; es führt einer viele solche zugerichteten Hölzer mit sich auf den Acker, damit er, falls eines bricht, statt dessen bald ein anderes hat ... So findet man dort noch bis heute viel Abgöttereien bei den Einwohnern . . . Andere aber haben ihre Götter in ihren Häusern, das sind Würmer wie die Eidechsen, aber grösser . . . Etliche nennen sie . . . Giovitcs . . . noch andere Szmya.“
Solche Zustände traf vor annähernd 400 Jahren Herberstein in Samo- githien.
Die Smija war noch vor 25 Jahren, vereinzelt vielleicht noch heute, bei den serbisch : wendisch-slaviscli) sprechenden Bewohnern des Oberspreewald und der sonstigen Niederlausitz ein sagenhaftes gefährliches äusserst giftiges Ungetüm nach Art der Ottern und Schlangen. Ihre Gefährlichkeit beweist eine Äusserung von ihr. Sie sagte einmal zur Rescheniza: „Otter, meine Base, wenn ich nur ein Auge hätte, dann hätte ich von den Leuten Brücken gelegt“ (Rjesenica, moja sesenica, gaby ja jano oko mela, gaby ja wöt tycli luzi mösty kladla) d. h. so viele Menschen todgestochen (mit der Zunge, nach alter Vorstellung^, dass man von ihren Leichen, wie mit Holzknüppeln, Brücken, oder auch vielleicht Knüppeldämme, hätte legen können. Eine auffällige Wendung, die aber der Vorstellung älterer Zeit mit ihren damaligen Verkehrsverhältnissen näher lag als der unseren. So heisst es auch in einem tscherkessischem Volksliede alter Zeit (nach Bergö): „Die Leichname der getöteten Feinde kommen auf dem Felde zu liegen einer gedielten Brücke gleich. Sonst heissen bei den Lausitzer Serben zmija und rjesenca Blindschleiche und Kreuzotter; zmij in der Oberlausitz, plon in der Niederlausitz und im Muskauschen der feurige Drache.
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