Heft 
(1903) 12
Seite
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Kleine Mitteilungen.

Kossätensonne, Ossenplüasonne. Der Mond hiess früher (in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts) auf dem Lande im Teltow Kojssjiten- sonne, auch Ossenplüasonne (Ochsenpflügersonne). Diese Bezeichnung kam daher, dass ehedem die Pflüger sehr früh des Morgens begannen. Sie mussten schon um Uhre zwei, drei heraus aufs Feld und pflügen, wenn noch der Mond am Himmel stand und ihnen schien, wie die Sonne am Tage. Auch von einem mir selbst noch bekannten alten, gegen sich und andere harten, bäuerlichen Lehnschulzengutsbesitzer wurde mir von seinen Dorf­genossen öfter mitgetheilt, dass er vormals schon um zwei Uhr früh habe pflügen lassen. Beiläufig bemerkt wird im hiesigen Platt in Kossät das o betont, also entsprechend dem alten Kotsasse und nicht das ä wie von hoch­deutsch Sprechenden.

Wenn die Sonne r aff ju nk (unterging) und der Mond am Himmel stand, dann sagten die Leute:Hüd wärrd et nich dusta, de Kossätensonne is all upp (bereits aufgegangen).

Wenn die Bure abends alle zu Hause waren und das Vieh am Fressen, denn hädd de Kossätensonne u ppei än (aufgegangen)). Denn hän de Kossäten irst noch uppen Roof (Kaub) je^än unn hän beie Bure unn Amdslüde, de Büdensehe (Beuthen) unn Wilmasdörpsche (von Wendisch-Wilmersdorf), Jras jeschnäden vörr sich.

Die Sonne an der Strippe. Früher hatten sie die Kedensart, wenn gegen Abend die Sonne im Sinken war:Die Jungen (in einem entsprechend gelegenen Orte) haben die Sonne an der Strippe. Ebenso des Morgens.

Früa, as noch det Vejh hädd jehüdd jeworden, aba det Seperiren, unn de Sonne so lech wär, dann haben sic gesagt:Nu hebben de Ossen- jungens de Sonne anne Strippe. (Die früheren Kulturzustände in dieser unW der älteren Zeit des Hütewesens habe ich in meiner Schrift über das märkische Hirtenwesen eingehend dargestellt.)

Eine mir bekannte alte Frau aus Thyrow hütete als Mädchen die Ochsen in der Frühe um 3 Uhr, dann kamen später, wenn die Ochsen sich satt ge­fressen hatten, die Knechte, um sie zum Pflügen zu holen. Dann sagte sie vorher zu einer andern, die auch da hütete:Nu werden sie balde kommen. Dann sagte die andere:I! Ji hebben noch lange Tied, die Eeiendörpschen Jungen, de m&ken de Sonne irst an de Strippe. Das war um die Zeit, wenn die Sonne aufging. Oder:De Leiendörpschen hebben de Sonne irst an de Strippe, nu is noch lange Tied tu huse tu koamen. Wenn de Sonne raff war, sagten sie:Rutsch hebben sei de Strippe raff jeloaten (herunter­

gelassen). Löwendorf bei Trebbin ist platt Leiendörp. In Wietstock sagten sie:Die Jungen in Potsdam ziehen die Sonne an einer Strippe herunter. U. d. m.

Märkische Redensarten im Kreise Teltow.

1. Wenn der Wind sich abends legt und es still ist, dann sagten sie früher auf dem Lande:Nu jeht da Wind med sien Wief tu Bedd e.

2. Ilenspuet dut selten juet, is sieben Jähr Bärme jewässt unn dänn hädde [in] de Stauendöre rin jefallen unn dänn hädde doch keene nich