Heft 
(1903) 12
Seite
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Kleine Mitteilungen.

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hat den Nachbar gerufen:Du, Buer, komm ma ras, haste schonn Lüchter- männchen jesien ? Auf Schulten alte Schiunken an Schlittken, da wuppelt y er. Da haben sie denn beide gesehen. Es" war da früher Sumpf und sind viele Liichtermändre gewesen. Soweit die Volkserzählung. Sclilunken war Flurname, so hiess das Landstück; also auf Schulzen seinen Schiunken, so hiess der Besitzer. Schlittken nannte der Alte die Schossen von abgehauenen Elsen, von deren Wurzelstöcken, denn früher standen Elsen dort.

Lüchtermiinnchen waren bei Christinendorf auf den AViesen in dem y Moder, gingen am Soltpul bei AA T ietstock oder Grossschulzendorf (Branden- burgia 1897, 119) auf der Wiese, und waren noch Ende der sechziger Jahre bei der Berlineke-Kute bei Schünow (Br. 1897, 468).

Vereinzelt wurde auch Leuchtermann und Lichtcrmännchen V gesagt.

Kleine Kinder, wenn sie ungetauft sterben, das sind die Lüchter­miinnchen.

Lüchtermiinnchen sind die Seelen von solchen, die Unrecht getan haben, einen falschen Eid geschworen u. d. Sie müssen zwei Jahre sorumlaufcn, auch als Hund, bis sie nach oben kommen (in den Himmel). Einer hat als Hund seine Bekannten angeredet, aber da darf man nicht drauf antworten. Dörfer der Nutheniederung (Kreis Teltow).

Lüchte heisst in unsrem Platt die Laterne, Lüchtermann also Laternen­mann, weil man sich den Irrwisch als kleinen Mann mit einer Laterne dachte.

So hiessen auch früher die alten Laternen, die auf der Yorderseite eine Scheibe von Kuhhorn hatten, im Obcrsproewald Budlaternftn, von slavisch ^X, blud == Irrlicht.

Es ist bereits (Jirandcnburgia 1897, 467, 472, 477) von mir berichtet worden, dass man wenigstens in einigen Teilen der Mark bei den Landleuten der Meinung war, die Irrlichter seien eine gallertartige oder schleimige Masse, und dass im Schwarzwald ein Irrlicht einen Ölfleck hinterliess. Für die erstere Ansicht kann ich noch aus Goethe eine Belagstelle beibringen. Im zweiten Teil von Goethes Faust (grosser Vorhof des Palastes) sagt Mephisto­pheles:Irrlichter, fort! Du, leuchte noch so stark, Du bleibst, gehascht, ein ekler Gallert-Quark. Es scheint darnach auch in Mitteldeutschland in Volks­kreisen auf dem Land jene Ansicht geherrscht zu haben.

W. v. Schulenburg.

Zepernick bei Bernau. Volkssage: Im dreissigjährigen Kriege

wurde das Dorf Zepernick von schwedischen Reitern überfallen. Die Ein­wohner flüchteten beim Herannahen der Feinde und verbargen sieh in einem zur Pfarre gehörigen Busch. Die Schweden plünderten nun das Dorf und steckten es dann in Brand. Als nach dem Abzug derselben die Bewohner zurückkehrten, fanden sie nur noch einen rauchenden Trümmerhaufen vor. Doch hatten die aus Granitquadern erbauten Umfassungsmauern der Kirche und der aus demselben Material aufgeführte Turm dem zerstörenden Eie- ment widerstanden, ebenso einedreisplantrige Linde auf dem Kirchhofe. Dieser Baum ist vor einigen Jahren eingegangen. Er bestand aus 3 Stämmen, die einer gemeinsamen Wurzel entsprossen.