G. Sello, Der Roland zu Perleberg und andere märkische Rolande.
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de Rolanth kostede baven twyntich mark (den meyster tho lone vifteven mark mede gerekent) mit aller kostunge*).
»Im Jahre 1499 also, oder in einem unmittelbar vorangehenden oder folgenden ist in Perleberg ein Roland errichtet worden, und zwar, wie ein Vergleich seiner Herstellungskosten mit denen anderer, steinerner und hölzerner Rolande aus dem 15. Jahrhundert ergibt, jedenfalls aus llolz, doch in künstlerischer Ausführung**). 1546 wurde dieses Bild wahrscheinlich durch eines aus Stein ersetzt. Hierauf bezieht sich die am Stützpfeiler angebrachte Jahreszahl, welche erhalten blieb, als im 17. Jahrhundert eine abermalige Erneuerung in Stein, das jetzige Standbild, ausgeführt wurde.
Der Roland von ca. 1499 war sicherlich auch das erste Bildwerk dieser Art in Perleberg. Die Stadt hatte ihr Recht von Salzwedel erhalten. Dieses besass keinen Roland, obwohl auch von einem solchen fabuliert worden ist***). Beide Städte lagen ursprünglich ausserhalb der Einflusssphäre des Magdeburger Rechts. Lediglich um diesen Umstand recht prägnant zum Ausdruck zu bringen, habe ich in einer Anmerkung zu meiner Schrift „Der Roland zu Bremen“ (S. 49, Anm. 14) gesagt: „Die einzige Stadt liibischen (von Salzwedel empfangenen) Rechts mit einem Roland ist Perleberg in der Priegnitz“. Diese Anmerkung gehört zu der Textstelle (S. 3): „galt hier, im rolandlosen Teil der Altmark, lübisches Recht, so fielen dagegen das Rolandsgebiet desselben . . . , der spätere Saalkreis, sowie die rechts - elbische Mark Brandenburg in den Bereich des magdeburgischen Stadtrechts“. Rietschel (S. 458, Anm. 1) tadelt hier zunächst, dass Elbing als Rolandstadt liibischen Rechts vergessen sei. Dass diese Stadt, deren zu den „versprengten Emigranten zweifelhafter Abstammung und ohne Geschichte“ gehörigen Roland ich in der zitierten Schrift vorweg genannt habe,
*) Schon bei L. Schneider, Der Roland von Berlin, 1875, S. 17, ist auf diese Stelle des „Roten Buchs“ hingewiesen worden ohne Datierungsversuch; ebenfalls ohne Datierung, aber mit allerlei Lesefehlern ist sie abgedruckt bei Beringuier, Die Rolande Deutschlands, S. 138. Ihren authentischen Text nebst anderen wertvollen Mitteilungen über das „Rote Buch“ verdanke ich durch gefällige Vermittelung des Herrn Bürgermeister Schönermarck zu Perleberg der meinen wiederholten Anfragen unermüdlich entsprechenden Liebenswürdigkeit des Herrn Gymnasialdirektor Vogel daselbst.
**) Sftinerne Rolande: Bremen 1404 = 170 Bremer Mark; Zerbst 1145 = 57 Schock 17 Gr. — Hölzerne Rolande: Elbing 1414 = 5 Schot 12 den.; Riga 1473 = 4 Mark. Der Elbinger Roland war l‘/ ä Schot teurer als 2 zu derselben Zeit angeschaffte Halseisen und 4 Krampen dazu; an künstlerischer Gestaltung mag er daher dem merkwürdig primitiven Roland in Potzlow ziemlich gleichwertig gewesen sein; Kopf und Angesicht waren etwas sorgfältiger gearbeitet als der Rumpf, „dat clotz“; denn für jenen wurden 4, für diesen nur 1 Schot dem Zimmermann gezahlt.
***) Vgl. Deutsche Geschichtsblätter, lirg. von Armin Tille, II, 40; auch in Salzwedel ist der bereits oben erwähnte Leuthinger der Roland-Entdecker (1593),