Heft 
(1903) 12
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Kleine Mitteilungen.

b)Er amüsiert sich wie Bolle soll nach Angabe des Herrn Dr. Kulinick eine bekannte Berliner Retlensart sein. Mit demBolle sind natürlich die radaulustigen Milchjungen gemeint, die auf der Strasse und in den Höfen klingeln und die Milch austragen. Die Redensart will also wohl

' besagen,er macht bei seinem Amüsement viel Skandal.

c) AlsNaturforscher Bülow soll man neuerdings in Berlin die

mit dem Gifthaken bewaffneten Männer bezeichnen, welche die Müllkästen auf den Höfen durchwühlen, um Lumpen und andere noch verwertbare Ab­fälle zu suchen. 0. Monke.

DieTraueiche bei Riewend, Kreis Westhavelland. In der Nähe des Dorfes Riewend steht am Wege, der von Gohlitz nach Barnewitz führt, beim Vorwerk Linde eine alte etwa 15 m hohe Eiche, deren Umfang in Brust­höhe 5,50 m misst. Sie heisst im Volksmunde dieTraueiehe. Eine an derselben befestigte verwitterte Holztafel, geschmückt mit einem Holzkreuz in Form des eisernen, bezeichnet sie mit demselben Namen und nennt ausserdem die Jahreszahl 1870.

Unter dieser Eiche wurden in der Mitte des vorigen Jahrhunderts Sonntags-Gottesdienste für die Bewohner des Vorwerks vom Pastor aus Ketzin unter Mitwirkung des Lehrers zu Riewend abgehalten und kirchliche Feierlichkeiten, z. B. Taufen und Trauungen vorgenommen.*)

Herr Lehrer Kotzde-Berlin erzählt, dass noch sein Grossvater, der Lehrer Seiffert aus Riewend, solchen gottesdienstlichen Handlungen beige­wohnt habe. Noch grünt der alte Stamm, und hoffentlich ist der Tag fern, an dem die Axt an derheilgen Göttereiche mit frevlen Streichen klingt; verklungen aber sind bereits die frommen Lieder an dieser Stelle, und die Nachfahren der alten Sänger und Beter wandeln wohl jetzt Sonntags zur Steinkirche des nächsten Dorfes oder zum Dorfkrug.

Beim Vorwerk stehen übrigens noch 2 stattliche, aber namenlose Eichen von 3,70, bzw. 4,80 m Umfang.

0. Monke.

Straussberg. In dem Hause Grosse Str. 3 steckt in der Mauer eine grosse Stein-Kugel, der Volksmund, der die Jahrhunderte verwechselt, be­hauptet, dass sie aus dem Jahre 1807 von den Franzosen herrühre.

O. Monke.

Schlachtfeld von Dennewitz. U. M. Pfarrer Zimmermann in Nieder­görsdorf bei Jüterbog teilt uns folgendes mit: Während die Schlachtfelder unserer neuesten Kriege und Siege mit schönen Erinnerungszeichen reichlich geschmückt worden sind, hat das Schlachtfeld von Dennewitz, welches starken Besuch aufzuweisen hat, öde dagelegen. Erst seit einigen Jahren hat es

*) Waldgottesdienste kommen jetzt wohl wieder in Aufnahme, besonders in See­bädern (Ahlbeck, Sellin auf Rügen etc.)

(Linde auf dem H. G.-Kirchhofe in Berlin.)