Heft 
(1903) 12
Seite
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Kleine Mitteilungen.

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Zeitepoche von ausserhalb gemeldet, unter anderem die derzeitige Kammer­zofe Pepitas, eine Französin, die jetzt noch in Berlin wohnt. Die Fremden haben reiches Material über Schicksale und Lebensverhültnisse der Tänzerin während der fünfziger und sechziger Jahre gesammelt. Ob es für ihre Zwecke, einen Erbschaftsstreit durchzuführen und den Ruf der Pepita zu rehabilitieren, durchweg nutzbar zu machen sein wird, bleibt abzuwarten. Die ehemalige Kammerzofe der Tänzerin erzählte unter anderem, dass Pepita von Zigeunern abstammte. Sie wäre später viel verleumdet worden; so habe man ihr nachgesagt, dass während ihres Aufenthaltes in Hakenfelde mehrere Kinder von ihr getauft worden seien; tatsächlich sei dieser Akt aber mit Kindern von befreundeten Familien vorgenommen worden, bei denen Pepita Pathin gewesen. In Wirklichkeit ist von Nachkommen der Tänzerin in irgend welchen amtlichen Urkunden der Stadt- und Kirchen­behörden von Spandau, wozu Hakenfelde gehörte, nichts enthalten.

Zu dieser Nachricht des B. T. vom 21. Oktober 1902 sei bemerkt, dass das damals im Besitz des verstorbenen Eisengiessereibesitzers Borsig befindliche Gut Hakenfelde den ScherznamenPepitas Ruh erhielt. Die schöne Tänzerin Sefiora Pepita de Oliva hatte in den fünfziger Jahren, wie überall, so auch in Berlin, Enthusiasmus bei Alt und Jung erregt. Ihre NationaltänzeEl Oie (Die Wespe),la Cachucba,la Madrilena versetzten die Zuschauer in einem Taumel des Entzückens. In dem nüchternen, bigotten Bremen spannte man dem Fuhrwerk der Iluldin die Pferde aus und zog die Gefeierte jubilierend durch die Strassen. E. Fr.

Ein Sperlingsdenkmal in Berlin. Das seltsamste Denkmal in ganz Berlin steht unstreitig an der Südseite des NordringbahnhofesCentral­viehhof. Dasselbe besteht aus einer Sandsteinpyramide von 50 Centimeter Höhe, wird im Sommer! von einer 17 a Meter hohen Eiche beschattet und zeigt die Widmung:

Hier ruhet Kube, geboren am 30. April 1892, gestorben am 30. Oktober 1898.

Wer war Kube? Ein gewöhnlicher Sperling! Bis zur höchsten Potenz zahm, liess er sich von jedem uniformierten Bahnbeamten in die Hand nehmen und füttern. Nachts schlief er über dem Fenster des Warteraumes, und bei Tage trieb er sich im Stationsbereiche herum, oder er weilte bei seinem Freunde, dem Stationsassistenten Kube, von dem er auch seinen Rufnamen erhielt, in dessen Bureau zu Besuch. Am 30. Oktober 1898 wurde der Spatz bei einer Revision der Geleise von einer Lokomotive angefahren, wobei er sich drei Rippenbrüche zuzog, was seinen Tod herbeiftihrte. Der so im Dienst Verunglückte wurde durch eine Abordnung der Bahn­angestellten am Südgeleise beigesetzt. Die trauernden Hinterbliebenen stifteten ihm das oben beschriebene Denkmal und sorgen für die Instand­haltung des kleinen Hügels. Die dort patrouillierenden Schutzleute werden oftmals übei den Zweck des Denkmals befragt.

B. T.-Bl. 30. I. 1903.