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Fragekasten.
R. O. M. Der Schnepfenstein bei Nieder-Neuendorf, Kreis Ost- Havelland. Ein Stein mit zwei darin eingehauenen Schnepfen in der dortigen Forst wird mitunter als eine Jagderinnerung an Kaiser Wilhelm II. ausgegeben. Nach einer Mitteilung des Berliner Lokal-Anzeigers vom 11. d.M. ist dies falsch, vielmehr hat der verstorbene Hegemeister Schönberg ihn an der Stelle setzen lassen, wo der verstorbene frühere Chef des Militär-Kabinetts General von Albedyll seine erste Schnepfe erlegte. Der Stein ist in dem benachbarten Töpferdorf Velten aus Töpferton gefertigt.
Berlin, 17. Oktober 1903. E. Fr.
N. P. Mumien-Weizen und Mammut-Gerste. Beide Ausdrücke sind lediglich Reklame-Bezeichnungen und haben so wenig mit Mumien wie mit Mammuts zu tun.
Mumien weizen. Man hat oft mit aller Bestimmtheit selbst von hervorragenden Fachgelehrten die Behauptung aufstellen hören, dass die Pflanzen, wenn sie genügend gegen die äusseren physischen Zerstörungs- und Lösungselemente geschützt sind, auf unendliche Zeit hinaus ihre Keimkraft behalten. Und zum Beweise für diese These hat man versichert, dass selbst Weizenkörner, die aus alten ägyptischen Gräbern entnommen waren und Jahrtausende znrückreichten, zum Spriessen gebracht werden konnten. Dieser Legende, die besonders von dem berühmten Botaniker de Candolle in Umlauf gebracht wurde, ist nunmehr ein jähes Ende bereitet worden. Wie Gaston Bonnier in einer der letzten Sitzungen der Pariser Akademie der Wissenschaften mitteilte, hat Gain alle möglichen Versuche in dieser Hinsicht mit ihm von Maspero zur Verfügung gestellten Weizenkörnern aus ägyptischen Gräbern, die einundvierzig Jahrhunderte zurückdatieren, angestellt, ohne das geringste Keimergebnis erzielen zu können. Das bestätigt übrigens nur die bereits früher von ihm gemeinschaftlich mit Van Tieghem unternommenen Experimente und bekräftigt die Behauptung, dass zwar der zur Nahrung des Keimes dienende Stärkestoff in den aus den Pyramiden und altägyptischen Königsgräbern wieder an das Tageslicht geförderten Weizenkörnern völlig unversehrt geblieben, dass aber das Embryo, das wesentliche Organ, gänzlich eingetrocknet ist. Dafür erwies sich besonders folgender Versuch als sehr beweiskräftig. Man nahm aus einem aus den ägyptischen Gräbern stammenden Weizenkorne das Embryo heraus und fügte an seiner Stelle ein solches aus einem Weizenkorne unserer Epoche ein. Bei diesem Verfahren wurde eine Keimung und Entwickelung erzielt.
Ich besass als Schüler im Herbarium eine getrocknete schöne Weizenähre, die mir der Sohn des Professors Dr. Wiegmann, eines bekannten Berliner Naturforschers, gegeben hatte. Damals glaubte man selbst in Universitätskreisen noch an die Keimkraft des Mumienweizens. Seither ist öfters ohne allen Grund Weizen zur Aussaat unter dieser Bezeichnung angepriesen worden, als wenn er ein Wunder von Güte wäre; selbstverständlich hat dieser Saatweizen mit Mumien nicht das Geringste zu tun.