Heft 
(1903) 12
Seite
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Kleine Mitteilungen.

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Augen, begleitet von zwei Herren, bei ihm gewesen sei. Sie sprachen französisch und baten um Auskunft, konnten aber nicht viel erfahren. Die Karte des einen Begleiters der Dame trug den Namen: Mr. Henry Sackville West. Die Haupttänze auf dem Repertoir der Tänzerin betitelten sich: El Oie (die Wespe), la Linda Gitana (Zigeunertanz), la Madrilena (in Bizets Oper Carmen benutzt) und Caehucha. E. Fr.

Das Aalradel«-in Perwenitz, Kreis Ost-Havelland. In Perwenitz ^ , iindet gewöhnficITlim zweiten Sonntag nach Pfingsten ein Volksfest statt, dessen Höhepunkt das sogenannte Aalradeln bildet. Dabei müssen die Fest­teilnehmer auf Zweirädern in einem bestimmten Tempo an einer mit Wasser gefüllten Wanne, in welcher man mehrere Aale gesetzt hat, vorüberradeln.

Wer dabei ohne anzuhalten einen Aal ergreift und dann festhält, hat gewonnen und darf den Aal mitnehmen. Doch ist das Festhalten eine schwierige Sache, und schlaue Leute haben es daher versucht, sichmehr Haltung zu geben; sie bestrichen die Innenfläche der Hand mit Teer und streuten Sand darauf. Doch wurde der Betrug bald entdeckt, und jetzt ist es streng verboten, sich auf diese Weise einengreifbaren Vorteil" zu ver­schalten. Es ist klar, dass dieses Aalradeln nur eine moderne Umformung des im Havellande weit verbreiteten Hahnenschlagens ist. Monke. 26. 6.03.

Der Heller bei Prenden (2 Meilen nördlich von Bernau). Der Heller ist ein winziges Gehöft, 1/ s2 km nordwestlich von Prenden am alten Ruhls- dorfer Wege, mitten im Walde in einem Talkessel gelegen, den ein kleines Fliess durchschleicht. Der Südrand ist wallartig abgestochen und verrät sofort, dass menschliche Tätigkeit der Natur hier nachgeholfen hat. Das FJiess durchschneidet die Hügelketten im Nordosten als schmale, aber sehr tiefe Rinne, der man es auf den ersten Blick ansieht, wie Menschenhand sie gegraben hat, und da ein anderer Abfluss nicht vorhanden ist, so drängt sich der Schluss auf, dass hier vor Herstellung dieses Durchstiches der Talkessel ein Wasserbecken, ein kleiner See gewesen sein muss. Die charakteristische Form des Beckens und die eigenartige Abzugsrinne veranlassten mich, den Besitzer des Hellers aufzusuchen und um Aufschluss zu bitten. Er nennt sich Gläser und haust mit seiner Frau seit 35 Jahren auf dem Heller in einer Weltabgeschiedenheit, die ihresgleichen sucht, insbesondere in so unmittel­barer Nähe der Grossstadt sich wohl schwerlich öfters findet. Hier, wo sich für gewöhnliche Sterbliche die Grenzen der träumerischen Poesie der Einöde und des dämmernden Stumpfsinnes im gelben, mürben Sande sicherlich bald verwischen würden, hat schon der Vater des braven Mannes den jammer­vollen Sandboden bedachtsam gedüngt, bestellt und bearbeitet, so weit es eben ging. Vater und Sohn drehten sich stets nur um die eigene Achse; ihre Tätigkeit hatte je und je nur den Zweck, für die bescheidenen körper­lichen Bedürfnisse die einfachsten Mittel zu beschaffen.Rauchen Sie eine Zigarre mit mir?Nu ja, geben Sie her; aber ich rauche sie erst am Abend, wenn die Mücken so schlimm sind; jetzt hat das doch keinen Zweck! Haben Sie nie Langeweile?So etwas kommt bei uns nicht vor!