Heft 
(1908) 17
Seite
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Kleine Mitteilungen.

es mehr als die anderen Farben und kann vom Auge nicht so lange als sie ertragen werden. Man wird sich nun denken können, daß ein Farbeneindruck von dieser Beschaffenheit, besonders wenn es sich um das volle, satte Rot handelt, dem Menschen, zumal dem einfachen Natur­menschen, von jeher als etwas besonderes gehalten haben mag. In seiner Umgebung das Landschaftsgrün, das Himmelblau, die gelben Töne des Herbstes, Bronze- und Goldtöne, Schneeweiß und vieles andere waren ihm gewohnte und geläufige Eindrücke, aber das Rot, das Seltene und stark Reizende muß ihn frühzeitig zu der Vorstellung beeinflußt haben, daß hier etwas Dominierendes, Prächtiges, Majestätisches, Weihe­volles in Wirkung sei. Dazu wird das Bewußtsein, daß das von seinen ersten Lebenskeimen bis zur letzten Lebenssekunde im Flusse befindliche Lebensagens, das Blut, dieses gewaltige Sattrot als Farbe habe und daß dieses Rot in den Epochen gesteigerter Lebensenergie aufwalle, die Vor­stellung erweckt haben, daß hier an diesem Farbenton etwas Erregendes, Antreibendes, Leidenschaftliches gebunden sei. Goethe hat bei der Be­wertung der Farben nach ihrer sinnlich-sittlichen Wirkung hervorgehoben, daß das satte Rot einen Eindruck sowohl von Ernst und Würde, als auch von Huld und Anmut gebe und daß in diesem Farben ton gesehen Erde und Himmel gleichsam wie am Tage des Gerichts erscheinen müßten. Daß eine derartig eindrucksvolle Gesichtsempfindung im kulturellen Leben der Völker zu einer großen symbolischen Bedeutung gekommen ist, erscheint fast selbstverständlich.

Kleine Mitteilungen.

Zum märkischen Volksglauben von R. Jülicher. (Fortsetzung.)

5. Daß man einen nicht überwinden kann. Nimm Beifuß­saft (V) aus der Apotheke, schmiere dich damit bis an die Ellenbogen und bestehe dann einen Kampf mit einem, so wirst du siegen. 6. Daß du be­haltest, was du liesest. Nimm ein Aug von einem Wiedehopf und trag es bei dir. 7. Desgl. Bestreiche um Mitternacht das Haupt und die Stirn mit Rosenwasser, so bekommst du ein gut Gedächtnis. 8. Zu schießen was du wiLlst. Nimm Herz und Leber von einer Fledermaus, tue es unter das Blei, wenn du Kugel gießest, so kannst du treffen was du willst und siehst. 9. Daß dich ein Feuer nicht brenne. Nimm Eisenkra ut und Eierklacks, temporiers untereinander und schmiere die Hand damit. 10. Glück imITpiel hat, wer ein Eulenherz bei sich trägt. 11. Desgl. Nimm den Stein, den die Fledermaus im Rücken trägt und trag ihn bei dir, oder einen Wiede­hopfkopf desgleichen. 12. Das Wiedehopfherz hilft dazu, daß man nicht betrogen werden kann. 13. Heimlichkeit zu erfahren. Nimm das Herz von einem Raben und lege es einem Schlafenden auf das Herz, so