Heft 
(1908) 17
Seite
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Kleine Mitteilungen.

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ich selbst gelesen, aber später durch jemand abschreiben ließ, wobei einige Fehler unterlaufen zu sein scheinen.Grabschrift der Hoch-Wohlgebohrenen Frl: Mariane Charlottae von Binnig und Pinnow geb. Ao 1689 d. 1. Juni gest. 1712 d. 24. Jan: alt 22 Jahre.

Hier liegt ein großer Schatz, das Silber reiner Tugend.

Des Adels reines Gold, des Saphirs schönes Bild Die Perle reiner Zucht, der Keuschheit Diamant.

Nun hat der harte Tod, den Schatz in seiner Hand Hier ruht; auf dero Sarg die schöne (K ?) Fron gestanden In dero Herze nichts, als Tugend war vorhanden Des Himmels Bräutigam, giebt ihr den Hinnnelslohn Und setzet auf ihr Haupt den (?) schönen Lebenskron.

Da die kleine und ärmliche, aber trotzdem in ihrer Art ansprechende Dorfkirche aus Fachwerk vielleicht inzwischen einem Neubau gewichen ist, so mögen hier noch zwei andere Inschriften dortiger Gedächtnistafeln folgen: Denkmal des Hocliwohlgebohrnen Herrn Alexander Ferdinand von (T ?) Froschke gewesenen königl. Hauptman Erb- und Gerichts Herrn und Kirchenpatron allhier zu Kemnatli: er war geboliren im Monat November 1745 = gestorben 19 ten Januar 1789 sein Alter gebracht auf 44 Jahre, 2 Monat und 19 Tage.

Anno 1.6.37 ist die Hoch-Wohl Edelgebohrne Viel Ehrenreiche, Mehr Tugendtsame Jungfer Aßmeria gebohrne Tückin, zur Welt gebohren u. an 5 ten July 1. 6. 72. Nach außgestandener harter Niederlage auff daß thewre Verdienst Jesu Christi sanfft undt Seelig eingesclilaffen Ihres Alters 35 Jahre.

W. v. Schulenburg.

Das Grab im Bücherladen. In der Chausseestraße 121 zu Berlin befindet sich ein Bücherladen und eine Lesehalle. Aus den vielen Büchern und Journalen, welche in diesem Laden aufgestapelt sind, erhebt sieh im hinteren Teile desselben ein mit Inschrift versehener großer Grabstein. Die Geschichte dieses Steines ist folgende: An das Haus, in welchem sich der Laden befindet, grenzt der französische Kirchhof. Der größte Teil der Gräber wurde auf diesem Kirchhof infolge Verjährung entfernt und der kostbare Platz in der Chaussestraße 121 mit Läden bebaut, nur ein Grab war auf 100 Jahre gekauft und die Angehörigen waren nicht zu bewegen, das Grab entfernen zu lassen. Infolgedessen baute man kurzerhand den Grabstein einfach in den Laden mit ein. Jetzt sind 100 Jahre verflossen, und wird dieser historische Zeuge nunmehr bald verschwinden. Noch vor einigen Monaten besuchte ein Enkel, ein Greis, den unter diesem Stein Beigesetzten, das Grab täglich, indem er stundenlang in dem Bücherladen vor dem Stein Platz nahm.

Die Inschrift des Grabsteins lautet folgendermaßen: