Heft 
(1924) 2
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Wie sie in der Erde standen, nachdem sie vorsichtig freigelegt waren. Teilweise sind sie gut erhalten, besonders die Urne von Grab 67 (auf dem Bilde vorne links). Einmal standen 2 Gefäße übereinander (Grab 54 und 55, auf der rechten Seite des Bildes). Die Urnen enthielten die Knochenreste des ver­brannten Toten und zum Teil Beigaben, die ihm mitgegeben waren. Am meisten lagen im Grabe 57. Die Frau, deren Knochen hier beigesetzt sind, hatte 2 Fibeln, ein Eisenmesser, einen eisernen Schlüssel, einen Armring aus Bronze, Perlen und ein Holzküstchen, von dem nur noch die Nägel erhalten waren, mit ins Grab gekommen. In anderen Gräbern fand sich ein Feuerstahl, eine eiserne Ringfibel, bronzene Riemenzungen und mehrere Stückchen Urnen­harz. Die Urnen selber sind freihändig hergestellt. Teils haben sie die Schalen­form, teils sind es einfache Töpfe nnt einwärts gebogenem Rande, also Formen, die den Gefäßen von Kuhbier ähneln und typisch für die spätrömische Periode unserer Landschaft sind. Die einfachen Töpfe sind unverziert, die Schalenurnen zum Teil auch. Einige von diesen tragen jedoch gefällige Ziermuster auf der Schulter aus horizontalen Rillen, vertikalen Wülsten, Schrägstrichreihen und anderem. Auch das bekannte Rosettenornament kommt vor.

Wenn wir die Gräber mitzählen, die vor Beginn der Untersuchung bei den Bauarbeiten zerstört sind, so erhalten wir etwa 20 Gräber auf einer kleinen Fläche von ungefähr 4 gm. Bei Untersuchung des umliegenden Geländes wurden keine weiteren Gräber gefunden. Der Boden erschien vielmehr in der Tiefe, in der die Urnen zu erwarten waren, ungestört. Es handelt sich also bei den aufgedeckten Gräbern um eine kleine selbständige Gruppe, nicht um den Ausschnitt aus einem großen, geschlossenen Urnenfriedhof. Die Gräber, die Paul Quente einst ausgegraben hat, die in derselben Zeit angelegt sind, be­fanden sich wenige 100 m entfernt. Auch sie waren in verschiedenen, räumlich getrennten Gruppen angeordnet, einmal soll um eine solche Gruppe ein Stein­kauz beobachtet sein. Diese Anordnung der Gräber ist auffällig. Da die einzelnen Abteilungen Funde der gleichen Art und Zeit geliefert haben, sind sie offenbar alle zu der gleichen Zeit in Benutzung gewesen und es erweckt den Anschein, als ob die einzelnen Sippen ihre besonderen Begräbnisstätten hatten.

Die Kyritzer Funde zeigen in Form und Verzierung denselben Charakter wie die von Kuhbier. Sie stammen also ebenfalls aus dem 8. und 4. Jahr­hundert nach Christi Geburt und haben das ehrwürdige Alter von 1000 Jahren. In ihrer Bedeutung für die Erforschung der Heimatgeschichte stellen sie sich den Funden von Kuhbier würdig an die Seite und liefern eine wertvolle Bereicherung des Materials aus einer Periode, die die letzten Germanen auf den: Boden der Prignitz vor dem Einrücken der Wenden erfahren hat.

Auch an dieser Stelle sei nochmals herzlich allen denen gedankt, die die Ausgrabungen tatkräftig unterstützt haben, besonders den Behörden von Kreis und Stadt und Herrn Fabrikdirektor Bergmann, die kostenlos Arbeitskräfte zur Verfügung stellten, Herrn Muth, der die Grabung in freundlicher Weise gestattete, und Herrn Konrektor Brell. Die Grabung fand großes Interesse bei der Kyritzer Bevölkerung, wie der zahlreiche Besuch zeigte. Auch die Teilnehmer des Jugendpflegekursus für die Ostprignitz, der gerade in Kyritz tagte, tonnten an die Ausgrabungsstelle geführt werden. Sämtliche Funde befinden sich im Heimat­museum Heiligengrabe und werden ausgestellt, sobald die Zusammensetzung und Konservierung der Altertümer beendet ist. Walter Matth es.

Urnenfunde in Kemnitz.

Noch über eine zweite Grabung unseres Museums kann in diesem Heft berichtet werden, die allerdings, da es sich nur um einen Zufallsfund beim Steineroden unmittelbar vor der Frühjahrsbestellung handelte, noch nicht zu Ende geführt werden konnte. Immerhin sind die Ergebnisse schon jetzt so, daß sie