Heft 
(1928) 1
Seite
36
Einzelbild herunterladen

Kurze Geschichte der Verehrung des Wunderblutes von Heiligengrabe

Die Legende erzählt uns von einem Hostienwunder, das an einer durch einen Juden mißhandelten Hostie geschah. In der Nacht des Freitags nach Himmelfahrt 1287 (16. Mai) stahl so erzählt die Legende ein Jude aus Freiberg in der Mark Meißen aus der Kirche zu Techow die Monstranz mit den Hostien. Er gedachte damit nach Pritzwalk zu eilen, wo mehrere Juden ansässig waren. Indes, Gott strafte den Frevel. Der Jude wurde von einer so schweren Last befallen, daß er nicht weitergehen konnte. Darum zerrieb er die Hostien und verscharrte sie auf dem Felde zwischen einem Rade und einem Galgen mitten unter hingerichteten Verbrechern, deren Leichname den Vögeln zum Fraße dienten. Nun konnte er zwar weiter­gehen, aber seine Hände waren über und über mit Blut ge­zeichnet. Das führte zu seiner Entdeckung. Er wurde gefangen genommen und hingerichtet.

An dem Ort, an dem der Jude die Hostien verscharrt hatte, geschahen nun allerlei Wunder. Die Legende berichtet davon, daß eine Frau, dievom bösen Geiste besessen" war, gesund wurde. Der Pfarrer von Pritzwalk, Werner mit Namen, hoffte, wenn er die Teile der Hostie nach Pritzwalk bringe, so würden dort in der Stadt auch Wunder geschehen, und er werde durch den Zustrom der Pilger zu Reichtum gelangen. Seine Hoffnung schlug fehl. In Pritzwalk geschah nichts dergleichen, während an der Stelle desheiligen Grabes" unaufhörlich Wunder über Wunder geschahen. Darum strömte allerlei Volk dahin zu­sammen. Die einen kamen in der Hoffnung, von Leiden und Gebrechen befreit zu werden, die anderen in der Erwartung, Wunder und Zeichen zu sehen. Als die Scharen der Pilger immer größer wurden, errichtete man über demheiligen Grabe" eine Kapelle, von deren Kanzel dem Volke die geschehenen Wunder verkündigt wurden. So reichliche Opfergaben waren von den Besuchern der Wunderstätte eingekommen! DasGrab"