Heft 
(1929) 1
Seite
23
Einzelbild herunterladen

23

Einiges vom Salz.

Von Dr. Johannes Simon -. Spandau

Es war einmal ein König, der hatte drei Töchter. Eines Tages fragte er sie, wie lieb eine jede ihn habe:So lieb wie die Sonne!", sagte die älteste Tochter.So lieb wie das Licht meiner Augen!", sprach die zweite. Und mit beiden war der König wohl zufrieden. Als aber das jüngste Töchterlein ant­wortete:Vater, ich habe dich so lieb wie das Salz!", da ward er zornig und schalt es undankbar, daß es ihn nur so lieb habe wie das Salz, das mau um wenige Pfennige kaufen könne, und verjagte es für immer aus dem Schloß.

Das war nun ein schweres Los. Aber das Königstöchterlein war nicht müßig; und als einmal ein großes Fest im Schloß gefeiert werden sollte, überredete es die Köchin, kein Salz an irgend eine Speise zu tun, damit sein Vater den Wert des Salzes erkennen möchte. Als nun der König von den Speisen , fand er keinen Geschmack an ihnen, denn alle waren fade. Als er die Köchin fragte, woher das käme, trat sein Töchterlein herzu, das als Page verkleidet unerkannt am Fest teilnahm, und sagte, das sei die Ursache, daß kein Salz an den Speisen sei.Herr König, auf meinen Befehl hat die Köchin kein Salz an die Speisen getan!"Wer seid Ihr, daß Ihr solche Befehle gebt?"Ich bin Euer Töchterlein, das Ihr aus Eurem Hause jagtet, weil es Euch nur so lieb hatte wie das Salz!" Da sah der König sein Unrecht ein und freute sich, weil er erkannte, wie sehr ihn sein Töchterlein liebe.

1. Natur, Vorkommen und Gewinnung des Salzes.

Das Kochsalz (NaCl, Chlornatrium) gehört zu den Stoffen, die bei allen Völkern der Erde mit der Ehrfurcht vor einem Wunderbaren, Geheimnisvollen, Göttlichen betrachtet werden. Die Chinesen verehren denErfinder" des Salzes als Gott und hoffen auf sein Kommen am Ende der Tage, wo er den Untergang der Welt anzeigen werde. Ueber die Natur des Salzes haben sich die Menschen mancherlei Gedanken gemacht.