Heft 
(1929) 1
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in der Regel auf diese Weise kein Salz gewonnen werden konnte, half man sich auf andere Weise. Man holte, vermutlich schon in sehr alter Zeit, während der Ebbe Seetorf (Tuul) aus dem Watt, der dann im Salzkoog, einem großen, umwallten Platz, gelagert und getrocknet wurde. Um ihn aber noch stärker salzhaltig zu machen, übergoß man ihn mehrfach mit Meerwasser. Der trockene Torf wurde schließlich verbrannt, die salzhaltige Asche mit Meerwasser angefeuchtet und zu brotförmigen Kuchen geformt, die dann im Winter abermals mit Meerwasser aufge­löst wurden. Die geklärte Flüssigkeit wurde schließlich in großen Siedepfannen verdampft. Der Ertrag soll verhältnis­mäßig sehr gut gewesen sein, indem auf 1000 Pfund ver­arbeiteten Torf 100 Pfund Salz entfielen. Dieses Salz enthielt neben Kochsalz alle übrigen Meeressalze, namentlich die stark bitteren Magnesiasalze. Es eignete sich zum Einsalzen von Fischen und von Fleisch und soll durch Handel weit verbreitet worden sein.

Wo atmosphärische Wasser in die Tiefe dringen, lösen sie die Salzlager aus und bilden Salzquellen. Durch Verdampfung der Sole wird das Quell- oder Solsalz gewonnen. Ist eine Sole zu schwach salzhaltig und darum nicht siedewürdig, so läßt man sie in einem sog. Gradierwerk über etwa 10 Meter hohe und 2 Meter breite Wände aus Rot- und Weißdorn­geflecht laufen, wobei ein Teil des Wassers verdunstet. Diese Art der Ausbeutung von Salinen hat früh zu genossenschaft­licher Ausbeutung in sog. Pfännerschaften geführt, deren Mit­glieder Salzbeerbte, Erbsälzer, Salzherren oder auch Salzjuuker hießen. Hierbei entstand mancherorts ein gewisser Früh­kapitalismus.

2. Das Salz und die menschliche Ernährung.

Kochsalz ist dem menschlichen Körper, dasselbe gilt auch für die Pflanzenfresser upter den Tieren, auf die Dauer unentbehrlich. Magensaft, Speichel, Schleim und Blut­flüssigkeit sind stark salzig; die in der Blutflüssigkeit kreisenden Blutkörperchen haben aber nur einen geringen Salzgehalt. Ein Liter unseres Blutes enthält in der Regel 6 Gramm Kochsalz. Die Anwesenheit von Salz ist aus die Bewegung des Zellge­webesastes und damit für die Stoffwechselvorgänge von beträcht­licher Bedeutung. Vermutlich hat es auch Anteil am Zellen­wachstum. Längere Salzentziehung verursacht Störungen im Stoffwechselprozeß und kann darum auch zu Kräfteverfall führen. Als mau bei Tieren versuchsweise völlige Entziehung der Salze