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aus der Nahrung vornahm, ergaben sich als Folgen, besonders auch beim Fehlen von Kochsalz, Muskelschwund und Störungen im Zentralnervensystem. Deshalb sieht der Bielefelder Arzt Dr. Gerson bei seiner Tuberkulosebehandlung durch Diät, bei der das Fehlen des Kochsalzes die wesentliche Rolle spielt, einen Salzersatz durch sogenanntes Mineralogen vor. Indes scheint es, als ob zum mindesten der absichtliche Salzgenuß nicht unbedingt zum Aufbau des menschlichen Körpers notwendig sei, da es auch heut noch, wenn auch in unwesentlichen Ausnahmen, Menschen gibt, denen das Salz unbekannt ist, oder die doch seinen Genug verschmähen. Völlig unbekannt war das Salz noch 1911 einigen Stämmen auf Neu-Guinea, während die Wedda, ein Jägervolk auf Ceylon und die Beduinen Jnnerarabiens seinen Genuß verschmähen, obwohl sie es kennen. Jene fürchten, das Salz könne sie krank machen, diese finden seinen Gebrauch „lächerlich". Im allgemeinen dürfen wir aber daran festhalten, daß der Mensch das Salz auf die Dauer nicht entbehreil kann. Das Salzbedürfnis der Menschen führte schon in sehr alten Zeiten zu allerlei Versuchen, bei Fehlen von Salz einen Ersatz zu erhalten. Ganz allgemein war der Brauch, wir kennen ihn auch bei den Germanen, die Kohle gewisser Hölzer als Ersatz zu verwenden. Noch bis in die neueste Zeit haben einzelne primitive Völker ihr Salzbedürfnis auf diese Weise befriedigt, so Stämme am Tschadsee und auf Madagaskar. Diese letzteren haben die Kohlen einer gewissen Palmenart sogar dem Seesalz vorgezogen. Sehr alt ist auch der Brauch, solche Holzbrände mit Meerwasser zu löschen und die stark salzhaltige Kruste, die sich dabei bildet, zu verwenden.
Für den Urmenschen gab es kein begehrteres Gewürz als das Salz. Das Einsalzen war neben dem Dörren die einzige Möglichkeit, größere Vorräte an Fischen und Fleisch aufzubewahren. Je länger, je mehr wurde das Salz immer unentbehrlicher. Für die Menschen höherer Kultur- stufen kann mit Recht gesagt werden, ihnen sei das Vorhandensein von Salz ebenso unentbehrlich wie das von Wasser. Das Buch Jesus Sirach (39,31) führt das Salz unter den unbedingt lebensnotwendigen Dingen auf, und von Plinius wird der Ausspruch überliefert: „Wahrlich, ohne Salz ist es unmöglich, ein menschliches Leben zu führen!" Ja, die Römer bestraften den Verkauf des Salzes an Feinde ebenso wie den von Schleifsteinen, Waffen und Korn mit dem Tode.
Eine Beobachtung darf in diesem Zusammenhangs nicht