Heft 
(1929) 1
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vergessen werden: Salzgenuß scheint ursprünglich nur bei Pflanzenkost wirkliches Bedürfnis zu sein, wie ja auch unter den Tieren nur die Pflanzenfresser nach Salz verlangen. Von unseren Nahrungsmitteln enthalten z. B.: das Mehl 0,01 v. H., die Kartoffeln 0,04 v. H., Brot 0,05 v. H., Obst 0,06 v. H. Kochsalz,- dagegen schon Milch 0,15 und Käse 5,00 v. H. Kochsalz. In den ältesten Zeugnissen treten daher wohl Salz und Brot zusammen auf, nicht aber Salz und Fleisch. In homerischer Zeit, als die Griechen das Salz auch als Zusatz zur Fleisch­nahrung verwandten (Hom. Jl. 9,214), opferten sie dennoch ihren Göttern die Eingeweide der Opfertierenach väterischer Weise" ohne Salz. Anders liegen die Dinge bei den semitischen Völkern, bei denen alle Opfer, auch die tierischen, mit Salz dargebracht wurden (Hes. 43,24; vgl. Mk. 9,49).

Ein Beispiel von Salznot ist aus dem Weltkriege bekannt geworden. Als unsere Truppen über Wilkomir hinaus nach Rußland hinein vordrangen, herrschte unter der Bevölkerung völliger Salzmangel, vermutlich infolge der Absperrung der Zufuhr vom Schwarzen Meer. Das Geld verlor gegenüber dem Salz vollkommen seine Kaufkraft! Für Geld war nichts zu haben, wohl aber für ein Pfund Salz ein Schwein, für zwei Pfund eine Kuh der dortigen kleinen Raffe. Die deutsche Heeresleitung hat sofort die nötigen Maßnahmen ergriffen, diese Not zu beheben, lllebrigens führte die einheimische Bevölkerung die damals besonders große Kindersterblichkeit auf den Mangel an Salz zurück.)

Ebenso schädlich wie völlige Salzentziehung ist übermäßiger Salzgenuß. Auch bei Menschen kommen Kochsalzvergiftungen vor, als deren Folgen Austrocknung der Gewebe und Muskel­krämpfe auftreten. Hühner, denen man gegen den Pips Salz verabfolgte, gingen, wenn die Salzmenge zu groß war, in kürzester Zeit ein.

3. Von Salzhandel, Salzsteuern und Salzmonopolen.

Bei dem allgemeinen Bedürfnis der Menschen nach Salz ist es schon in sehr frühen Zeiten zu einem immer stärker werdenden Salzhandel gekommen. Städte wie Ham- monium, Augila, Pelusium, Epirns, Ostia und Marseille ver­danken ihre Bedeutung nicht zuletzt dem dort ausgeführten Salze. Im Altertum tauschten die Kaufleute, die Salz in das Innere des Landes führten, nicht selten Sklaven dafür ein. Bei einem alten Schriftsteller (Suidas) finden wir das Wort