Heft 
(1929) 1
Seite
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Der allgemeine Verbrauch von Salz legte schon in frühen Zeiten den Gedanken nahe, eine SaIzsteuer zu erheben, die eine sichere Einnahme unbedingt gewährleistete. Schon in der Bibel finden wir Zeugnisse dafür: 1. Makk. 10,29 und 11,35. Aller­dings hatte man schon in ältester Zeit die Meinung, Salz­steuern seien ungerecht und widergöttlich! So berichtet eine alte griechische Sage, als König Lysimachus das Salz, das die Bewohner des Landes früher frei bezogen hatten, mit einer Steuer belegen wollte, da sei es ein Zeichen göttlichen Zornes! plötzlich verschwunden und erst wieder erschienen, als der König von seinen: Vorhaben abstand.

Im Jahre 1848 wurden für den Bereich des preußischen Staates Erhebungen angestellt, durch die für das Mindestein­kommen von 105,1 Talern eine Salzbesteuerung von 2,62 °/« er­mittelt wurde. Bei 300 Talern betrug die Salzbesteuerung nur noch 0,7°/», bei 900 Talern 0,3°/o, bei 2000 Talern 0,1°/«, bei 17000 wie bei 25000 Talern 0,02°/«. Im übrigen ist der Salzverb rauch der ärmeren Schichten des Volkes höher als der in den wohlhabenden Kreisen. Damals wurde für einen wohlhabenden Haushalt ein Jahresverbrauch von 10,5 Pfund Salz auf den Kopf ermittelt, während schon in einem Handwerkerhaushalt 19,6 Pfund auf den einzelnen entfielen: der Verbrauch etwa in einer Tagelöhnerfamilie wird vermutlich noch mehr betragen haben. (Der durchschnittliche Jahres­verbrauch beträgt in Deutschland zur Zeit 14 Pfund auf den Kopf der Bevölkerung.) In Frankreich hat inan einmal den Salzverbrauch eines Landbewohners auf das dreifache des eines Städters berechnet. Bei der Salzsteuer wird also das geringere Einkommen weit stärker als das höhere belastet. Die Salzsteuer muß daher ungerecht erscheinen. Schleiden hat in seinen: Buche über das Salz recht harte Worte über die Salzsteuer gefunden. Er sagt einmal,daß in dieser Beziehung die Salzsteuer eine der schlimmsten Ausbeutungen der Annen und Schwachen durch die Reichen und Mächtigen darstellt, daß damit geradezu den Armen das Brot genommen wird, um die Reichen damit zu mästen." Ja, er kommt zu den: Schluß,daß sich durch die Salzsteuer vorzüglich freie und despotische Staaten unterscheiden."

Besonders in Frankreich führte die Salzsteuer zu un­erträglichen Härten. Vor der großen Revolution wurden jährlich 3500 Menschen wegen irgendwelcher Salzvergehen lSalzdefrauden) bestraft und etwa 300 Menschen zur Galeeren­strafe verurteilt. Ein Drittel aller Galeerensträflinge waren sogenannte Salzdefraudanteu, die meist auf 9 Jahre verurteilt