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waren und, falls sie die hohe Geldstrafe nicht aufbringen konnten, noch weitere 3 Jahre auf den Galeeren bleiben mußten. Und zur „Salzdefraude" wurde schon gerechnet, wenn einer das Salz, das er zu kaufen gezwungen wurde, auch zu anderen Zwecken verwandte als zum Salzen der Speisen! Darum erregte kaum etwas so gewaltigen Abscheu und so allgemeine Empörung wie die Erzählung, der Hof in Versailles habe einen Weg mit Salz wie mit Schnee bestreuen lassen, um auch im Sommer einmal eine Schlittenfahrt zu unternehmen.
In sehr vielen Staaten bestand früher auch ein Salzmonopol, doch ist das jetzt meist in eine Salzsteuer umgewandelt, nachdem das Monopol aufgegeben ist.
4. Das Salz in Sitte, Brauch, Glauben und Aberglauben.
Das Geheimnis, das der Mensch in der Natur des Salzes vor sich sah, und das ihm die Vermutung nahe legte, es müsse göttlichen Ursprungs sein, machte das Salz früh zu einem Bestandteil der Opfer, die den Göttern dargebracht wurden. Auch das Alte Testament gibt uns mehrfach Zeugnis dafür, so 3. Mos. 2,13; Esra 6,9; 7,22; Hesek. 43,24. Bei den Römern war das Salz im besonderen die Opfergabe für die keusche, rejne Göttin Vesta, die Beschützerin der Häuslichkeit. Vielleicht lag dem Salzopfer die Ansicht zugrunde, dadurch Anteil zu gewinnen an der Gottheit. Schon seit den ältesten Zeiten galt nämlich das gemeinsame Essen von Salz als ein unverbrüchliches Bundeszeichen. (Man kennt jedoch erst dann einen Menschen ganz und gar, wenn man einen oder zwei Scheffel Salz mit ihm gegessen hat, d. h. erst nach sehr langer Zeit engsten Zusammenlebens.) Bekannt ist ja in dieser Beziehung der Salzbund Jahwes mit dem Volke Israel, der in 3. Mos. 2,13; 4. Mos. 18, 19 und 2. Chron. 13,5 erwähnt ist. In Erinnerung an ihn verbanden sich die Salzburger Protestanten am 6. August 1731 im Marktflecken Schwarzach durch gemeinsames Essen von Salz (unter Beziehung auf 2. Chron. 13,5) zu unentwegtem Festhalten an ihrem Glauben. Wer mit einem anderen Salz gegeffen hat, ist ihm zu Treue verpflichtet; vgl. Esra 4,14. In Ostindien bedeutet: „jemandes Salz essen" — Unterhalt von ihm empfangen, „eines Herrn Salz essen" — dienen, und nemeclr twr-m, „salztreulos", ist die Bezeichnung für einen treulosen Diener. Bei allen Völkern ist: „das Salz brechen" — die Treue brechen! Schon in frühesten Zeiten galt darum das Salz als ein Zeichen nicht nur der Treue, sondern auch der Gastlichkeit und Sitte, durch dessen Darreichung