Heft 
(1929) 1
Seite
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Meeresgründe liegt und unaufhörlich Salz mahlt.) Wichtig ist aber vor allem die reinigende Kraft des Salzes. 2. Könige 2, 1922 berichtet uns, daß Elisa dasböse" Wasser zu Jerichogesund" gemacht habe durch Salz. Vielleicht in Erinnerung daran tut das Landvolk Brunnen mit trübem Wasser einige Pfund Salz bei in der Meinung, sie dadurch rein zu machen. Nach 2. Kön. 2,20 wird dem Weihwasser in der katholischen Kirche noch heute etwas Salz beigetan. Darum erhält auch mancherorts der Täufling bei der Taufe ein Körnlein Salz in den Mund gelegt. Es galt und gilt als perkecta meclicina. Sehr alt ist der Brauch, Nevgeborene mit Salz abzureiben, was ursprünglich keine Maßnahme gesundheit­licher Art, sondern eine kultische Handlung war. Das Salz auf dem Eßtisch hat auch etwas von dieser reinigenden Kraft, es macht den Tisch auf dem es steht, rein. Die erhaltende Kraft des Salzes hat sich der Mensch früh zu nutze gemacht. Wir können hier von Einzelheiten absehen. Erwähnt sei, daß Pythagoras gesagt haben soll, das Salz bei Tisch soll nur an die Gerechtigkeit ermahnen, die wie das Salz alles erhalte, dessen sie sich bemächtigt. Um dieser Eigenschaften willen verwandten die späteren römischen Frauen das Salz geradezu als Schönheitsmittel.

Eine besondere Rolle spielt das Salz natürlich im Aber­glauben. Dem Teufel ist alles Salz feind, er ißt kein Salz, aber er ist gern dabei, Salz zu verschütten. Das soll ja bekanntlich Streit Voraussagen. Man kann das Unheil aber abwenden, wenn man schnell eine Kleinigkeit Salz über die linke Schulter, d. h. dem Teufel in die Angen wirft. Uebrigens muß ein Mensch soviel Jahre vor der Himmelstür warten, wie er während seines Lebens Salzkörner verschüttet hat. Oder aber es heißt, daß er noch ebenso viele Tränen vergießen müsse. Ein Mann kam in ein Zauberschloß und wurde darin köstlich bewirtet. Er vermißte aber das Salz bei Tisch und bat daher darum. Da verflog im Nu der Spuk, und er saß auf einem alten, hohlen Baum. Andere, denen es ähnlich ging, fanden sich in noch weniger erfreulicher Umgebung wieder. Arme Leute, die ein Kind aussetzten, gaben ihm Salz bei, damit der Teufel keine Macht an ihm habe, zugleich aber als Zeichen, daß es bereits getauft sei. Beim Sterben eines Menschen pflegte man an einigen Orten Salz ins Feuer zu werfen, damit der Teufel der Seele nichts anhaben könne. In der Altmark schützten sich die Bräute vor dem Bösen, indem sie am Hochzeitstage Salz in der Tasche hatten. Bei Blutstürzen und epileptischen An-