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fällen wird dem Kranken an manchen Orten Kochsalz eingegeben, vermutlich nm die bösen Geister zu vertreiben, die als Ursache der Krankheit angesehen werden. In der Normandie gab man nicht nur den Kühen Salz nm reichere Milcherträge zu haben, man gab auch der Milch, die man verkaufte oder verschenkte einige Körnlein Salz bei, um die Kuh, von der die Milch stammte, dadurch vor Zauberei zu bewahren. Man kann auch eine Here, wenn man sie mit Salz bestreut, am Fortgehen hindern, genau wie das Wild, das man fangen kann, wenn man ihm Salz auf den Schwanz streut. Sieht einer Salz im Traum, so bedeutet das Krankheit für ihn. Legt man in der Chri st nacht in zwölf Zwiebelschalen etwas Salz, so kann man ani anderen Morgen an dem Wasser in den Schalen sehen, ob die einzelnen Monate des Jahres trocken oder naß sein werden. Stellt man jedoch in der Christnacht ein Häufchen Salz auf den Tisch, und es schmilzt über Nacht, so stirbt man im kommenden Jahr. In der belgischen Landschaft Kempen nimmt der Taufvater einen kleinen Vorrat Salz mit zur Kirche und läßt ihn weihen. Der Priester steckt dem Täufling ein Körnlein davon in den Mund. Den Rest, das kersterout, das Christensalz, nimmt man nach Hause. Unter die Aussaat gemischt hält es das Unkraut feru, trächtigen Stuten und Kühen erleichtert es die Geburt. Es läßt sich auch sonst noch mannigfach verwenden. In Rußland schätzt man die „Kraft des am Gründonnerstag auf den Altar gelegten Salzes." Doch genug davon!
Auch in vielen Redewendungen kommt eine Beziehung auf das Salz vor. Bei den Griechen bezeichneten llale8, bei den Römern 8ule8 witzige, beißende Reden, wie auch wir noch von „gesalzenen" Reden sprechen. War ein Mensch dumm, so meinte man, in seinem großen Körper sei auch nicht ein Krümchen Salz. In Andalusien bedeutet Salz im übertragenen Sinne auch Anmut, und 8uIero, Salzfaß, ist ein Kosewort für Frauen, die man besonders zärtlich anredet, wenn man zu ihnen sagt: O du Salzfaß meiner Liebe. 8uIacko, gesalzen, zu sein, gilt für ihr höchstes Lob. Auch in Rußland kommt ähnliches vor, und es bedeutet einen hohen Grad der Zuneigung, wenn ein Mädchen zu dem Geliebten sagt: „Mein Salziger". Bei den Arabern heißt es: Auf der Tafel der Sitten ist die Anmut das Salz. Im allgemeinen gilt ein Tisch nicht für gut und gastlich gedeckt, wenn das Salz auf ihm fehlt. Es nimmt einen solchen Rang ein, daß es zuerst aufgetragen Lind zuerst wieder abgetragen werden soll. (An